In Katalonien hat ein Generalstreik von Unabhängigkeitsbefürwortern den Verkehr in der spanischen Region teilweise lahmgelegt. In der Metropole Barcelona wurden am Freitag dutzende Flüge gestrichen. An der spanisch-französischen Grenze blockierten Demonstranten nach Angaben des Verkehrsministeriums die Autobahn und eine weitere Verkehrsader.

Die Flugverbindungen von Barcelona nach Wien waren von den Ausfällen nicht betroffen, teilt der Flughafen der APA mit. Am Freitagvormittag landeten alle Flüge aus der katalanischen Hauptstadt ordnungsgemäß in Wien-Schwechat, ebenso wurden laut Flughafen-Homepage alle Abflüge nach Plan durchgeführt.

"Märsche für die Freiheit"

Am Nachmittag sollten fünf "Märsche für die Freiheit" Barcelona erreichen. Die Teilnehmer hatten sich vor einigen Tagen in verschiedenen Teilen der Region in Richtung ihrer Hauptstadt aufgemacht, wo eine Großkundgebung geplant ist.

In der katalanischen Hauptstadt waren die Auswirkungen der Proteste gegen die langjährigen Haftstrafen der spanischen Justiz gegen neun Anführer der Unabhängigkeitsbewegung an einer ganzen Reihe von Stellen spürbar: 55 Flüge mussten nach Regierungsangaben am Boden bleiben. Die Oper in Barcelona blieb geschlossen, auf dem berühmten Boquería-Markt in Barcelonas Altstadt waren nur wenige Verkaufsstände geöffnet. Auch ein Werk des Autobauers Seat mit mehr als 6.500 Mitarbeitern in der Stadt Martorell blieb geschlossen.

Straßenblockaden

Straßenblockaden gab es bereits in der Früh. Auch die Zugänge zur weltberühmten Basilika Sagrada Familia in Barcelona wurden im Rahmen der Proteste von Demonstranten blockiert. Touristen, die eine Besichtigung gebucht hatten, konnten nicht in die Basilika gelangen. Ein für den 26. Oktober in der katalanischen Hauptstadt geplantes Fußballspiel von Real Madrid und dem FC Barcelona - der sogenannte "Clásico" - wurde wegen erwarteter Demonstrationen verschoben.

Bereits am Donnerstagabend hatte es erneute Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizisten gegeben. Trotz Aufrufen zum Gewaltverzicht setzten junge Demonstranten im Zentrum Barcelonas Barrikaden in Brand und warfen Molotowcocktails auf Polizisten. Diese reagierten mit Löschschaum und Wasserwerfern.

Hintergrund der Proteste ist die Verurteilung von neun Anführern der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung am Montag. Spaniens Oberster Gerichtshof hatte Haftstrafen von bis zu 13 Jahren gegen prominente katalanische Politiker und Vertreter der Zivilgesellschaft wegen Aufruhrs verhängt. Dabei ging es um ihre Rolle bei dem umstrittenen Referendum zur Unabhängigkeit Kataloniens im Jahr 2017, das eine Erklärung der Regionalregierung zur Loslösung von Spanien sowie danach die Absetzung der Regierung und die vorübergehende Zwangsverwaltung durch Madrid zur Folge hatte. Seit dem Urteil kam es jeden Tag in Katalonien zu Demonstrationen mit teils gewaltsamen Ausschreitungen mit dutzenden Festnahmen und Verletzten.