Nach der Deutschen Bank steht auch die Commerzbank unter dem Druck der niedrigen Zinsen und schwindender Einnahmen vor einem weiteren Radikalumbau. 4300 Stellen werden gestrichen, jede fünfte der insgesamt 1000 Filialen geschlossen und die polnische Tochter mBank verkauft, wie die Commerzbank am Donnerstag nach einer zweitägigen Sitzung des Aufsichtsrats mitteilte.

Das Kontrollgremium genehmigte die in der vergangenen Woche bereits in Grundrissen vorgestellte Strategie. Vor allem wegen des schlechten Firmenkundengeschäfts kippte die Commerzbank am Donnerstag ihre Prognose für dieses Jahr und rechnet nun nicht mehr mit steigenden bereinigten Erträgen. Neue Finanzchefin wird Bettina Orlopp. Die 49-jährige bisherige Rechts- und Personalvorständin tritt die Nachfolge von Stephan Engels an, der bereits seinen Wechsel zur Danske Bank angekündigt hatte.

"Wir verringern unsere Kostenbasis deutlich"

Mit der neuen Strategie "Commerzbank 5.0" stelle sich das Institut auf das schwierige Marktumfeld ein. "Wir verringern unsere Kostenbasis deutlich. Gleichzeitig investieren wir kräftig in den Vertrieb und eine schnellere Digitalisierung", sagte Konzernchef Martin Zielke.

Die Kunden müssen sich auf höhere Gebühren einstellen. Künftig werde die Commerzbank "Leistungen differenzierter bepreisen", erklärte das Institut. Zudem erhofft sich das Geldhaus, das seit Jahren unter schwindenden Erträgen leidet, höhere Einnahmen durch die verstärkte Nutzung von Daten. Auch künftig setzt sie auf Kundenwachstum. Bis Ende 2023 sollen netto mehr als eine Million Neukunden gewonnen werden. Inaktive Kunden sollen allerdings rausgeschmissen werden.

1,6 Milliarden Euro fließen in die Digitalisierung 

Durch die Komplettübernahme der Online-Bank Comdirect, an der die Commerzbank bisher 82 Prozent hält, will sie das Online- und Smartphone-Banking weiter ausbauen. Den Minderheitsaktionären bietet sie 11,44 Euro je Comdirect-Aktie, ein Aufschlag von 25 Prozent vor der Ankündigung der Übernahmepläne vor einer Woche. Die polnische Tochter mBank wird dagegen veräußert, um Kapital freizusetzen.

"Wir werden im Rahmen von Commerzbank 5.0 insgesamt rund 1,6 Milliarden Euro in die Digitalisierung und in die weitere Verbesserung unserer Kosteneffizienz investieren", sagte der scheidende Finanzchef Engels. Dennoch wird am Ende der Umbauarbeiten eine im internationalen Vergleich magere Rendite stehen, die mittelfristig bei mehr als vier Prozent liegen soll. Große europäische Wettbewerber kommen bereits heute auf eine Rendite von mehr als acht Prozent und auch die Deutsche Bank, die mitten im Umbau steckt und weltweit 18.000 Stellen streichen will, hat sich für 2022 eine Rendite von acht Prozent vorgenommen.