Dümmer geht's nicht.“ Ein Satz, der sitzt. Achim Güllmann nimmt sich kein Blatt vor den Mund. Der Deutsche, der seit vielen Jahren zusammen mit Harald Gutschi Österreichs größten Versandhändler eher im Hintergrund lenkt, dreht auf.

Da kocht mir das Blut. Das ist reinste Volksverdummung. Niemand kommt an Google vorbei. Es ist doch klar, dass Google einen Weg findet, um uns das umzuhängen“, wird Güllmann ungewöhnlich scharf, wenn es um die gerade von Finanzminister Hartwig Löger auf den Weg gebrachte Digitalsteuer geht.

Statt die Internetriesen wie Amazon in ihren Monopolstellungen zu treffen, habe man eine weitere Steuer erfunden. Die Monopolisten könnten die fünfprozentige Abgabe auf Online-Werbeumsätze abwälzen. „Die werden einfach zurückschlagen.“ An die Kunden werde man das aber nicht weitergeben können, so Gutschi.

Kritik an "bewusstem Steuerbetrug"

Enttäuscht von der Regierung und der EU zeigt sich Gutschi auch bei einem anderen Thema: Vor allem Chinas Billigindustrie könne bis 2021 weiter „bewussten Steuerbetrug begehen“. Die 22-Euro-Freigrenze, ab der in der EU Umsatzsteuer für Pakete aus Drittstaaten fällig ist, müsse sofort fallen. „Schweden hat das in drei Monaten geschafft“, führt Gutschi an. 560 Millionen unter Wert deklarierte Pakete hätten 2017 in der EU sieben Milliarden Euro Einnahmen verhindert. Schaden für Österreich: 200 Millionen Euro.

„Mieten statt kaufen“ im Trend

Die Unito selbst hat im Vorjahr erstmals seit vielen Jahren keine neuen Rekorde eingefahren. Der heiße Sommer dämpfte das Geschäft. Den Kunden stand nicht der Sinn nach Jacken und Möbeln. Der starke Umsatz aus 2017/18 (Ende Februar) von 448 Millionen Euro schrumpfte leicht auf 441 Millionen Euro zusammen. Die Rendite sei in der langjährigen Bandbreite zwischen zwei und vier Prozent geblieben. „Das ist ein respektables Ergebnis,“ sagt Güllmann. Wachstumstreiber ist die Marke Otto. Unter der Unito-Regie startet Otto im Herbst in der Schweiz, Unito ist in sechs Ländern mit sieben Marken vertreten.

„Mieten statt kaufen“ ist die Neuheit im österreichischen Markt. Gutschi: „Wir glauben, das ist ein Megatrend.“ 373 technische Artikel von der Waschmaschine bis zum Notebook sind im Angebot. Mehr als 1000 Produkte sollen es in ein bis zwei Jahren sein. Gemietet werden kann zwischen einem Monat und einem Jahr. Wer ein Gerät ein Jahr lang leiht und dann weitere drei Monate zahlt, dem gehört es endgültig. In Deutschland gibt es das Konzept seit einem Jahr mit bereits 14.000 Verträgen. Die Hits sind Drohnen, TV und Smartphones.