Auch in diesem Jahr veröffentlicht die kapitalismuskritische Organisation Oxfam zum Treffen der Mächtigen in Davos ihre Studie über die Verteilung des globalen Reichtums.
Während das Vermögen der Milliardäre im vergangenen Jahr um zwölf Prozent gestiegen sein soll, erlitt die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung Einbußen von elf Prozent - das ergibt die am Montag vorgestellte Studie der Nothilfeorganisation Oxfam. Die Superreichen seien demnach um 2,5 Milliarden US-Dollar (2,19 Milliarden Euro) pro Tag wohlhabender geworden.
Kritik von Oxfam
Der Bericht "Public Good or Private Wealth" (Gemeinnutz oder privater Reichtum) wurde im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos veröffentlicht, bei dem diese Woche wie jedes Jahr die Spitzen aus Politik und Wirtschaft zusammenkommen.
Oxfam kritisiert in dem Bericht, dass öffentliche Angebote in den Bereichen Bildung, Gesundheit und soziale Sicherung "weltweit dramatisch unterfinanziert" seien, obwohl sie wesentlich zur Verringerung von Armut und Ungleichheit beitragen. Deshalb brauche es mehr Investitionen in öffentliche Bildung und Gesundheitsversorgung sowie eine effektivere Besteuerung von Konzernen und Vermögenden.
"Während die Superreichen ihr Vermögen in Lichtgeschwindigkeit vermehren, geht es für die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung wirtschaftlich bergab", kritisierte Oxfam-Kampagnenleiter Jörn Kalinski. "Aber extreme Ungleichheit ist kein Naturgesetz. Sie ist die Folge einer verfehlten Politik - und diese Politik müssen wir im Jahr der Europawahl verändern."
Während sich die Zahl der Milliardäre und Milliardärinnen in den zehn Jahren seit der Finanzkrise "nahezu verdoppelt" habe, könnten sich immer weniger Menschen aus extremer Armut befreien, heißt es in der Untersuchung. Das Tempo, in dem diese abnehme, habe sich seit 2013 halbiert. In Teilen Afrikas nehme sie sogar wieder zu.
Frauen und Mädchen besonders betroffen
Besonders von sozialer Ungleichheit betroffen seien Frauen und Mädchen. Männer besäßen im Durchschnitt 50 Prozent mehr Vermögen als Frauen, deren Gehälter um 23 Prozent niedriger seien als jene der Männer. Pro Jahr leisteten Frauen Pflege- und Sorgearbeit im Wert von zehn Billionen US-Dollar, was etwa dem 38-fachen Jahresumsatz des VW-Konzerns entspreche.
Oxfam kritisiert zugleich, dass Regierungen weltweit Konzerne und Vermögende "mit dicken Steuergeschenken beglückt" hätten. Zwischen 1970 und 2013 seien etwa die Spitzensteuersätze in reichen Ländern von 62 auf 38 Prozent gefallen. In einigen Ländern, darunter Großbritannien und Brasilien, würden die ärmsten zehn Prozent der Bevölkerung einen höheren Anteil ihres Einkommens für Steuern aufwenden als die reichsten zehn Prozent.
Kritik an Oxfam
Regelmäßig wird auch Kritik an Oxfam und deren Studie laut. Etwa, dass es zu viele Ungenauigkeiten in den herangezogenen Quellen beim Vergleich von Arm und Reich gebe. Auch die Definitionen zu Armut sind vielfältig.