Für die börsennotierte Raiffeisen Bank International (RBI) war nach dem Rückzug aus einigen Märkten (Asien, USA, Slowenien) der heurige Verkauf der Polen-Banktochter Polbank das Ende eines mehrjährigen Konzernrückbaus. Jetzt schaut sich die RBI wieder nach Kaufobjekten im Osten um - bevorzugt in Tschechien, der Slowakei oder Rumänien. Um die Gewinne in Russland und der Ukraine sorgt man sich nicht.

Für 2018 wird es für die Aktionäre der Raiffeisen Bank International (RBI) mehr Dividende geben. Wie viel es wird, werde die Hauptversammlung entscheiden. Das sage RBI-Chef Johann Strobl am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Dass es nach dem bis September schon um fast 29 Prozent höheren Gewinn eine höhere Dividende geben wird, sei eine "wirklich sehr zulässige" Schlussfolgerung, sagte Strobl im Klub der Wirtschaftspublizisten. Per Ende September hat es mit 1,17 Mrd. Euro bereits einen Milliardengewinn gegeben. Für das Jahr 2017 hatte die RBI - nach vorangegangenen drei dividendenlosen Jahren - 204 Millionen Euro oder 62 Cent je Aktie an ihre Aktionäre gezahlt. Das war eine Quote von 18 Prozent.

Nach dem Kernbankverkauf in Polen habe die RBI jetzt eine Kapitalquote, wo sie auch die Kapazität hätte, sich das eine odere andere anzusehen, wenn der Preis passen würde.  Das wäre in ausgewählten Märkten dann eine Alternative zu organischem Wachstum, so Strobl.

Marktkonsolidierung bietet Chancen

Im Ost-Bankenmarkt herrscht gerade wieder Konsolidierung. Einige Marktteilnehmer bzw. Fonds trennten sich gerade von Beteiligungen, auch Privatisierungen nach vorangegangen Verstaatlichungen stehen in der Region an.

Bevorzugte Märkte für Zukäufe wären gerade auch jene, in denen Raiffeisen sich besonderes inneres Wachstum verspricht: Also Tschechien, Slowakei, Rumänien, zudem wird Bulgarien und als Land auf dem Balkan Serbien genannt. Sein Ziel wäre es, besser in einem bestehenden Markt die Position zu verstärken als in einen Markt zurückzukehren, in dem man schon einmal war, stellte Strobl klar.

Hohe Erträge in Russland und der Ukraine

In Polen war Raiffeisen mit seiner dortigen Bank über Jahre zu klein geblieben. Nach mehreren Anläufen gelang heuer der Verkauf der "Kernbank" der Raiffeisen Bank Polska (Polbank). Deren Fremdwährungskredite (hauptsächlich Schweizer Franken) über umgerechnet rund 3 Mrd. Euro blieben bei der RBI. Diese Kredite und ihre Rückzahlung bearbeiten nun an die 200 Mitarbeiter einer Filiale in Polen. Neugeschäft wird dort keines mehr betrieben. Bis alles vom Alt-Kreditbestand getilgt ist, wird es viele Jahre dauern. Dann könnte ein verbliebener Rest die Besitzer wechseln. Ein Verkauf des polnischen Fremdwährungs-Kreditportfolios zum jetzigen Zeitpunkt wäre noch mit zu hohen Abschlägen verbunden.

Strobl hofft sehr, dass die zuletzt eskalierten Spannungen zwischen Russland und der Ukraine nicht noch größer werden. Um die Ertragslage der Bankentöchter in Russland und der Ukraine vor Ort fürchtet er nicht. In einer mittelfristig noch sehr breiten Bandbreite für die RBI-Dividendenausschüttungen wären weitere Währungseffekte abgedeckt. In Russland und in der Ukraine verdient Raiffeisen nach wie vor sehr gut, dort sind vor allem die Zinsen und damit die Zinsspannen weit höher als in Europa. In absehbarer Zeit sei in diesen beiden Ländern kein massiver Zinsrückgang in Sicht, sodass die Tochterbanken dort "weiter sehr ertragsstark sein können", meint Strobl.

In den ersten neun Monaten 2018 hat Russland rund 368 Millionen Euro Nettoergebnis für den RBI-Konzerngewinn beigesteuert. Aus der Ukraine waren es 130 Millionen Euro.