Zugegeben, Zuschreibungen wie „heißer Herbst“ und verhärtete Fronten“ sind so etwas wie das verbale Standardrepertoire bei Lohnverhandlungen. Jahr für Jahr. Doch heuer ist es mehr als Standardrhetorik, wenn bei den laufenden Verhandlungen für den neuen Metaller-Kollektivvertrag der Begriff „verhärtet“ gewählt wird. Die Situation ist verfahren wie seit Jahren nicht mehr. Die Gewerkschaften haben auch vor dem Start der heutigen, mittlerweile vierten Verhandlungsrunde mit dem größten Verband, der Metalltechnischen Industrie, den Druck weiter erhöht. Gestern gingen Aktionstage mit Betriebsräten über die Bühne.

Wie berichtet, fällt nicht nur die Forderung nach einem Lohn- bzw. Gehaltsplus von fünf Prozent üppig aus. Die Gewerkschaften wollen auch Kompensation für die aus ihrer Sicht durch das Arbeitszeitgesetz entstandenen Verschlechterungen. So sind in den Forderungspaketen u. a. ein verstärkter Kündigungsschutz bei der Ablehnung von Überstunden, die leichtere Erreichbarkeit einer sechsten Urlaubswoche, die Verkürzung von Arbeitszeit etwa bei Schicht- oder Akkordarbeit sowie insgesamt höhere Zuschläge für die zehnte (plus 75 Prozent) sowie die elfte und zwölfte Arbeitsstunde (100 Prozent) enthalten.

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"Gespräche sind nicht einfacher geworden"

Annäherungen gab es bisher de facto keine, wie nach der dritten Runde auch Rainer Wimmer, Chef der Produktionsgewerkschaft, eingestand. „Die Gespräche sind nicht einfacher geworden“, so sein Befund. 

Fachverbandsobmann Christian Knill hat die Forderungen als „Gift für den Standort bezeichnet“ und stößt sich vor allem daran, dass die Gewerkschaft das neue Arbeitszeitgesetz auf Ebene der KV-Verhandlungen bekämpft. Schließlich haben die Sozialpartner bereits Mitte 2016 gemeinsam flexiblere Arbeitszeiten für die Metallindustrie beschlossen. Die Novelle des Arbeitszeitgesetzes habe daher „unmittelbar keinen Einfluss auf den Kollektivvertrag der Metalltechnischen Industrie“, so Knill.

Den Wunsch der Arbeitgeber nach einem mehrjährigen Abschluss in Form eines modernen „KV 4.0“ – inklusive Zusammenführung des Arbeiter- und des Angestellten-KV – hat die Gewerkschaft bereits abgeschmettert. Heute ab 16.30 Uhr geht das Ringen weiter. Kommt es zu keiner Einigung, könnten sogar Kampfmaßnahmen drohen, denn dafür haben die Arbeitnehmervertreter bereits Mitte September vorsorglich einen Beschluss gefasst.