Das irische Unternehmen habe nichts vorgelegt, was man als neues Angebot werten könne, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. In der Nacht war eine letzte Frist der VC für ein verbessertes Tarifangebot abgelaufen.
Man werde nun am Mittwoch (11.00 Uhr) die weiteren Maßnahmen bekanntgeben, kündigte die Gewerkschaft an. Sie hat sich selbst eine Ankündigungsfrist von 24 Stunden für Streiks gesetzt, so dass ein Arbeitskampf frühestens am Donnerstag beginnen könnte.
"Das Signal ist ausgeblieben"
Ryanair hatte nach eigenen Angaben bereits am Freitag ein neues Schreiben an die VC übermittelt. "Aus unserer Sicht war das nur eine Zusammenfassung der bisherigen Positionen. Das Signal ist ausgeblieben", erklärte dazu VC-Sprecher Janis Schmitt.
Ein Ausstand der deutschen Kapitäne und Co-Piloten wäre der bisher größte Pilotenstreik in der Geschichte von Ryanair. Bis jetzt hat allein die irische Gewerkschaft FORSA in dem europaweit geführten Tarifkonflikt vier Streiktage durchgeführt. Unter anderem wegen langer Ankündigungsfristen von sieben Tagen hatte das jeweils nur zu zweistelligen Flugausfällen zwischen Irland und Großbritannien geführt.
An seinen zehn deutschen Basen unter anderem in Frankfurt, Berlin und Hahn beschäftigt Ryanair rund 400 Flugzeugführer, ein Zehntel der gesamten Pilotenschaft. Laut VC sind in Deutschland inzwischen an die 90 Prozent bei dem Unternehmen direkt angestellt und damit leichter für einen Arbeitskampf zu erreichen. In anderen Ländern gebe es noch wesentlich mehr selbstständige Piloten - ein Beschäftigungsmodell, das in Deutschland ins Visier der Steuerfahndung geraten ist. Ein erster Warnstreik der deutschen Piloten kurz vor Weihnachten hatte allerdings nicht zu Flugausfällen geführt.
Weitere Arbeitsniederlegungen
Für diesen Freitag haben bereits die Pilotengewerkschaften aus Schweden, Belgien und erneut Irland Arbeitsniederlegungen angekündigt. Ob sich die deutschen Piloten diesem Ausstand anschließen, war am Dienstag noch unklar. Ryanair hat für Freitag bereits 146 von rund 2.400 geplanten Europaflügen abgesagt. Betroffene Passagiere werden umgebucht oder es wird ihnen der Ticketpreis erstattet. Darüber hinaus gehende Entschädigungen lehnt Ryanair ab.
Bei der europaweit geführten Auseinandersetzung geht es um die Bezahlung, aber auch um die Arbeitsbedingungen bei der Billig-Airline. Das Unternehmen hatte Ende 2017 erstmals Gewerkschaften als Verhandlungspartner anerkannt. Vor knapp zwei Wochen hatte ein 48-stündiger Streik der Flugbegleiter in Belgien, Spanien und Portugal Hunderte Flugausfälle ausgelöst und Reisende in mehreren europäischen Ländern getroffen.