Leidgeprüfte Kunden von Air Berlin, Niki & Co haben es nun auch schwarz auf weiß: In Wien verkehrte 2017 rund jeder fünfte Flug unplanmäßig, wie aus einer aktuellen Erhebung des Fluggast-Helferportals AirHelp hervorgeht, das die zehn größten Airports im deutschen Sprachraum verglich. Generell kam es häufig zu Verspätungen; weiters legten Streiks und Pleiten den Flugverkehr streckenweise lahm.

Mit einem Anteil von "nur" 20,6 Prozent an verspäteten oder gestrichenen Flügen war Wien im abgelaufenen Jahr immer noch der zweitbeste Flughafen in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz). Lediglich Stuttgart war zuverlässiger (mit 18,1 Prozent).

"Obwohl es am Wiener Airport stets ein hohes Flugaufkommen gibt, verzeichnete der Flughafen im Jahr 2017 im Vergleich zu den anderen großen Flughäfen aus der DACH-Region sehr gute Pünktlichkeitswerte - das spricht auch für eine hervorragende Koordination vor Ort", so AirHelp-Marketingmanager Dirk Busse.

Berlin-Tegel: Fast jeder dritte Flug verspätet

Die stärksten Nerven brauchten dem vorliegenden Vergleich zufolge Fluggäste ab Berlin-Tegel - dort starteten 29 Prozent der Flieger verspätet oder gar nicht. Fast ebenso schlecht schnitten Frankfurt (26,7 Prozent) und Düsseldorf (25,6 Prozent) ab. Nahezu gleich gut wie in Wien waren die Reisebedingungen in Berlin-Schönefeld und Zürich, wo 20,8 bzw. 21,7 Prozent der Abflüge unplanmäßig erfolgten.

Ab Wien gab es 2017 laut den Angaben 102.667 Abflüge - bei 20.163 davon betrug die Verspätung mindestens 15 Minuten, 958 Flüge wurden gänzlich annulliert. Sowohl die mit Abstand meisten Verspätungen (53.863) als auch die meisten Ausfälle (2.375) gab es in Frankfurt, die zweitmeisten in München (39.630 bzw. 1.595). Allerdings sind das - gemessen an der Zahl der Abflüge - auch die beiden größten Airports im deutschsprachigen Raum (mit 211.028 bzw. 177.346 Starts im abgelaufenen Jahr).

Die Fluggastrechte-Experten des Unternehmens AirHelp, das seinen Sitz in Hongkong hat und weltweit rund 550 Mitarbeiter beschäftigt, beziffern die Höhe der Entschädigungsansprüche, die auf den untersuchten zehn Airports infolge von Verspätungen und Flugstreichungen 2017 angefallen sind, mit insgesamt rund 580 Mio. Euro.

Diese Entschädigungen sind möglich

Der Löwenanteil davon entfiel mit 147,3 Mio. Euro naturgemäß auf den am stärksten frequentierten Flughafen Frankfurt. Dahinter rangierten München (89,6 Mio. Euro) und Düsseldorf (59,1 Mio. Euro). Bereits an vierter Stelle folgt auch schon Wien (58,1 Mio. Euro). Die Anzahl der Beschwerdefälle war hier zwar vergleichsweise gering, allerdings dürften diese dann doch relativ gravierend gewesen sein. Am wenigsten Schaden entstand in Berlin-Schönefeld (11,5 Mio. Euro), Genf (24,9 Mio. Euro) und Stuttgart (28,4 Mio. Euro).

Bei Ausfällen und Verspätungen von Flügen können die Kunden laut AirHelp eine Entschädigung von bis zu 600 Euro erhalten. Die Höhe variiert je nach Länge der Flugstrecke - bis 1.500 Kilometer sind es 250 Euro pro Person, bis 3.500 Kilometer 400 Euro und bei mehr als 3.500 Kilometern 600 Euro. Bei der Berechnung der Summe spielen auch die tatsächliche Verspätungsdauer am Ankunftsort und der Grund für den gestrichenen oder verzögerten Flug eine Rolle. Ansprüche können bis zu drei Jahre nach dem Flugtermin geltend gemacht werden.

Das Fluggast-Helferportal AirHelp unterstützt Reisende dabei, Entschädigungsansprüche durchzusetzen. Bei einer außergerichtlichen Einigung streicht der Anbieter 25 Prozent der vom Fluggast erhaltenen Summe als Provision ein, im Falle eines Prozesses weitere 25 Prozent, also die Hälfte der Entschädigungszahlung. "Die Provision wird erst fällig, wenn die jeweilige Airline die Entschädigung ausgezahlt hat", sagte ein Sprecher des Unternehmens zur APA.

Mit Hilfe einer App können betroffene Passagiere den Angaben zufolge noch am Flughafen prüfen, ob sie Anspruch auf eine finanzielle Entschädigung haben. Dazu müssten sie nur das Bordticket mit dem App-internen Boarding-Pass-Scanner einscannen.