Bei Teilübernahme von Air Berlin durch die AUA-Mutter Lufthansa rechnet der Vorsitzende der deutschen Monopolkommission, Achim Wambach, mit Auflagen der Kartellbehörden. Die Kartellbehörden würden sich die einzelnen von dem Verkauf betroffenen Strecken nun genau anschauen, sagte Wambach der "Rhein-Neckar-Zeitung" (Freitag). "Und wenn Wettbewerbsprobleme erkannt werden, wird es sicherlich Auflagen geben."

Dies halte er "sogar für wahrscheinlich". Möglich wäre etwa, dass Deutschlands größte Fluggesellschaft verpflichtet werde, "bestimmte Start- und Landerechte an Wettbewerber abzugeben", führte Wambach aus. Er gehe allerdings davon aus, dass sich die Lufthansa dazu im Voraus habe beraten lassen und "mögliche kartellrechtliche Schranken sehr genau kennt".

Kritik an Kredit der Bundesregierung

Wambach kritisierte, dass die deutsche Regierung der insolventen Air Berlin einen Überbrückungskredit in Höhe von 150 Millionen Euro gewährt hatte, um den Flugbetrieb vorerst zu sichern. "Dass bei einer Unternehmensinsolvenz der Staat einspringt, ist nicht gut", sagte der Experte. In solch einem Fall müsse es "andere Lösungen geben - zum Beispiel Insolvenzversicherungen wie bei Pauschalreisen".

Die Lufthansa hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass sie sich mit Air Berlin auf den Kauf großer Unternehmensteile geeinigt habe. Sie übernimmt die Air-Berlin-Tochtergesellschaft LGW und den österreichischen Ableger Niki sowie 20 weitere Flugzeuge.

Wird Fliegen nun teurer?

Häufig wird im Zuge der Air-Berlin-Übernahme nun auch die Frage nach der Entwicklung von Ticketpreisen gestellt. Wirklich beantworten kann das zum jetzigen Zeitpunkt naturgemäß niemand. Lufthansa-Vorstandsvorsitzenden Carsten Spohr rechnet ja damit, dass sich der Wettbewerb am Himmel noch verschärfen wird, obwohl die Marke Air Berlin verschwindet. Spohr tippt sogar auf "grundsätzlich sinkende Preise".

Die EU-Wettbewerbshüter werden die Vereinbarung nun jedenfalls prüfen, mit einer Entscheidung wird noch vor dem Jahreswechsel gerechnet.

Für die "Preisentwicklung auf Ferienflügen, mit denen Pauschalreiseurlauber zu Stränden rund um das Mittelmeer fliegen", gäbe es jedenfalls zwei Szenarien, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung ausführt: "Weil Eurowings zum größten Anbieter dieser Flüge aufsteigt, fürchten Touristiker, dass die Gesellschaft dies in Verhandlungen mit Reisekonzernen ausnutzt. Steigende Pauschalreisepreise wären die Folge. Dagegen steht die Argumentation, dass durch das Aus für Air Berlin die Zahl der für Pauschalreisende bereit stehenden Flugzeuge nicht sinkt."

Konsumentenschützer hoffen auf Behörden

"Flüge innerhalb Deutschlands könnten durch den Deal mit Lufthansa künftig teurer werden", befürchtet indes Ingmar Streese vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).

Je stärker eine Monopolstellung sei, desto höher sei die "Motivation, auch die Preise zu erhöhen", fügte er gegenüber den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland vom Freitag hinzu. Preissteigerungen seien vor allem auf innerdeutschen Flugstrecken zu befürchten, auf denen bisher Air Berlin die einzige Konkurrenz zur Lufthansa war. "Auf den Kartellbehörden liegen jetzt große Hoffnungen", sagte Streese weiter. Nur ein funktionierender Wettbewerb sei ein "langfristiger Schutz gegen zu hohe Preise".