Grund ist nach Angaben des europäischen Automobilherstellerverbandes ACEA vom Donnerstag ein neues Verfahren für Abgastests, das bei Messungen "zu höheren CO2-Werten" führt. Da in Deutschland die Kfz-Steuer am CO2-Ausstoß hängt, werden dort auch Steuerbescheide bei neuen Modellen höher ausfallen.
In Österreich hängt dagegen nur die Höhe der einmalig zu entrichtenden Normverbrauchsabgabe (NoVA) am CO2-Ausstoß. Bemessungsgrundlage für die Kfz-Steuer bilden dagegen entweder der Hubraum (bei Krafträdern), die Leistung des Verbrennungsmotors in kW (bei Fahrzeugen bis 3,5 Tonnen) oder das höchst zulässige Gesamtgewicht (bei Fahrzeugen über 3,5 Tonnen).
Ab 1. September gilt EU-weit das neue Labormessverfahren WLTP (Worldwide Harmonised Light Duty Test Procedure) für alle Fahrzeugtypen, die erstmals auf dem europäischen Markt zugelassen werden. Der eigentliche Stichtag für die Autokäufer ist der 1. September 2018,. Dann müssen die Emissionen bei allen neu zugelassenen Autos so gemessen werden. Der ACEA erwartet, dass wegen möglicher Übergangsregelungen erst dann auch die Steuer erhöht wird.
Abweichungen von bis zu 20 Prozent
Der ACEA rechnet offenbar mit Abweichungen von bis zu 20 Prozent gegenüber dem alten Messverfahren NEFZ, das weniger realistisch das Fahrverhalten unter normalen Straßenbedingungen abbildet. Laut Verband könnten "fast identische" Automodelle nach dem alten Test einen Ausstoß von 100 Gramm CO2 pro Kilometer haben, unter dem neuen 120 Gramm pro Kilometer.
In Deutschland wird die Kfz-Steuer nach Hubraum und CO2-Ausstoß berechnet. Für ab 2014 zugelassene Autos wird dabei ab einem Sockel von 95 Gramm CO2 pro Kilometer ein Aufschlag von zwei Euro für jedes weitere Gramm fällig. Damit würden um 20 Gramm höhere CO2-Werte 40 Euro mehr Steuer bedeuten.
Der ACEA fordert deshalb die Regierungen zum Handeln auf. Wenn das CO2-Besteuerungssystem der Länder unverändert bleibe, könne "das ungerechterweise die Steuerlast für bestimmte Verbraucher erhöhen und zu allgemeiner Verwirrung führen", erklärte der Verband. Die Regierungen müssten ihre Kfz-Steuersysteme "anpassen, um dieses Szenario zu vermeiden".
Änderungen in der Kfz-Steuer geplant
Einige EU-Länder planten bereits Änderungen in der Kfz-Steuer, sagte eine ACEA-Sprecherin. Umgesetzt sei dies aber bisher in keinem Fall. In Deutschland sind Anpassungen laut dem deutschen Branchenverband VDA nicht zu erwarten. "Wir haben uns genauso wie der ACEA positioniert", sagte ein Sprecher. "Aber die Bundesregierung ist dem Vorschlag nicht gefolgt."
Eigene Berechnungen, wie hoch die Unterschiede ausfallen werden, hat der Verband nicht. "Das ist von Modell zu Modell unterschiedlich", sagte der Sprecher. Der VDA geht aber global von etwas geringeren Abweichungen als der ACEA bei den Testverfahren aus und beziffert diese auf "zehn bis 15 Prozent".