In Indien tritt morgen, am 1. Juli, die größte Steuerreform seit der Unabhängigkeit von Großbritannien vor 70 Jahren in Kraft. Schon heute Freitag will Ministerpräsident Narendra Modi im Parlament den Startschuss für die neue, einheitliche Mehrwertsteuer geben.

Die Steuer auf Waren und Dienstleistungen (GST) soll zahlreiche Landes- und Bundessteuern ersetzen und den Subkontinent mit seinen 29 Bundesstaaten und 1,3 Milliarden Menschen wirtschaftlich enger zusammenschweißen.

3 Steuererklärungen pro Monat

Die Vereinheitlichung kommt Experten zufolge vor allem größeren Firmen zugute und könnte der boomenden indischen Wirtschaft einen weiteren Schub geben. Die Bank HSBC etwa hält durch den Schritt hält ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent für möglich.

"Eine Nation, eine Steuer, ein Markt!", verkündet der Bollywood-Superstar Amitabh Bachchan in Werbevideos für das Vorhaben. Doch so einfach ist es nicht. Die amtliche Gebührenordnung für die neue Steuer ist 213 Seiten dick. Neben den vier verschiedenen Sätzen von 5, 12, 18 und 28 Prozent gibt es noch Dutzende Ausnahmen. Mit einer Steuererklärung ist es zudem bei weitem nicht getan. Der Staat fordert künftig drei davon pro Monat und eine weitere zum Abschluss des Jahres.