Der Jahresüberschuss der rund 80 Mitglieder des Bankenverbandes stieg auf 1,5 Milliarden Euro, der gesamt Bankensektor kam auf 4,4 Milliarden Euro, beides ein Plus von rund 20 Prozent. Die aufstrebenden FinTechs will man weniger als Konkurrenten denn als Partner sehen.
Aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsumfelds ging das Nettozinsergebnis im heimischen Kreditsektor erneut um 5,1 Prozent zurück, die Betriebserträge verringerten sich um 8,8 Prozent. Im Gegenzug gab es auch auf Kostenseite viel Bewegung: So sei der Personalaufwand - und in etwa auch der Mitarbeiterstand - bei den etwa 80 Bankenverbandsmitgliedern (ohne Raiffeisen-, Sparkassen- und Volksbanken-Sektor) - um 7,1 Prozent zurückgegangen. Die geplante Arbeitsstiftung für die Branche dürfte bis zum Sommer fertig sein.
Die Banken hätte im Vorjahr die ihnen zukommende gesamtwirtschaftliche Rolle erfüllt - die Kreditvergabe sei um 1,8 Prozent gestiegen, dagegen seien die Fremdwährungskredite der privaten Haushalte um 11,5 Prozent zurückgegangen, betonte der Präsident des Bankenverbandes und Bank Austria-Chef, Robert Zadrazil, am Mittwoch in Wien bei einem Pressegespräch. Weiterhin belastend wirkten sich aber die laufenden Regulierungsmaßnahmen aus. Mindestens 10 Prozent der Mitarbeiter seien mit der Einhaltung dieser Vorschriften beschäftigt.
Die Regulierung habe zwar zur Stabilisierung des Bankensektors beigetragen, könnte sich aber mittelfristig belastend auf die Kreditvergabe auswirken. Immerhin würden sich etwa 60 Prozent der heimischen Unternehmen über Bankkredite finanzieren. Derzeit sei eher die Nachfrage nach Krediten gering. Von der Politik fordert Zadrazil schnellstmögliche Rechtssicherheit bei neuen Vorschriften.
Mehr Konkurrenz, mehr Wettbewerb
Von der Digitalisierung und den FinTechs erwartet sich Zadrazil mehr Konkurrenz und Wettbewerb. Über 60 Prozent der Banken würden in den FinTechs laut einer Studie aber hauptsächlich Partner sehen. Die Banken könnten in diese Partnerschaft die Sicherheit bei den Finanzdienstleistungen und die persönliche Beratung einbringen. Bereits jetzt sei die überwiegende Mehrheit der Kunden mit dem Bedienkomfort des Online-Banking-Angebotes zufrieden. In Zukunft werde noch weiter in die Datensicherheit investiert werden. Dabei müssten aber die gleichen Spielregeln für alle gelten.
Zadrazil spricht sich in Zusammenhang mit FinTechs dezidiert gegen sogenanntes "Screen Scraping" aus, also dem maschinengesteuerten Auslesen von Webseiten. Ein Beispiel dafür ist die mit Jänner 2018 in Kraft tretende EU-Zahlungsdienste-Richtlinie PSD 2, mit der Drittanbieter europaweit Zugang zum Zahlungsverkehrsmarkt erhalten sollen. Kontoführende Kreditinstitute werden dabei verpflichtet, diesen Drittanbietern in gewissen Umfang Zugang zur Online-Schnittstelle zwischen Bank und Kunde zu gewähren. Für die Drittanbieter müssten dieselben hohen Standards für IT-Sicherheit und Datenschutz gelten wie für die Banken, fordert Zadrazil. Dafür müsste es auch eine Neuregelung bei der Haftungsfrage geben.
Niedrigzinspolitik bleibt Herausforderung
Herausfordernd für die Banken bleibt laut dem Vizepräsidenten des Bankenverbandes und Chef der Oberbank, Franz Gasselsberger, die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Er erwartet spätestens im Herbst eine Leitzinserhöhung. Dagegen spreche das Inflationsziel von 2 Prozent, das auch in den kommenden beiden Jahren nicht erreichbar sei. Die Digitalisierung werde sich besonders stark im Firmenkundengeschäft auswirken. Im Rahmen von "Industrie 4.0" werden sich die Geschäftsmodelle vieler Unternehmen stark verändern, so Gasselsberger. Die Stärken und Chancen der Branche bestünden dagegen in der niedrigen Konzentration im österreichischen Bankensektor, der zudem mittelständisch geprägt sei, und dem vorhandenen Kundenvertrauen.