Kommt es so, wie Analysten und Börsianer erwarten, dann hebt die Fed ihren Leitzins um 0,25 Punkte an. Die sogenannte "Fed Funds Rate", wie der Leitzins im Fachjargon heißt, läge dann in einer Spanne von 1,0 bis 1,25 Prozent. Es wäre jedoch erst die vierte Anhebung seit Beginn der Zinswende Ende 2015. Zuvor hatte der Zins fast ein Jahrzehnt an der Nulllinie geklebt - ein Erbe der schweren Finanzkrise 2008.
Die Sache klingt zwar eindeutig, aber eigentlich ist sie es nicht. Denn wenn der geldpolitische Ausschuss FOMC tagt, sieht er sich einem ambivalenten Konjunkturbild ausgesetzt. Grundsätzlich läuft die US-Wirtschaft zwar gut, im Detail ergeben sich aber Fragen. Viele Konjunkturdaten, nicht zuletzt vom wichtigen Arbeitsmarkt, sind in den vergangenen Wochen durchwachsen ausgefallen. Zudem entwickelt sich die Inflation nach wie vor verhalten, zuletzt sogar in die falsche Richtung. Wie die BayernLB in einem Ausblick schreibt, ist nicht nur die Teuerung wieder auf dem Rückmarsch, auch die für die Geldpolitik vielleicht noch wichtigeren Inflationserwartungen fallen.
Märkte erwarten diesen Schritt
"Die jüngsten Daten zu Konjunktur und Inflation sollten sich in den neuen Projektionen der Fed widerspiegeln", schreibt BayernLB-Expertin Christiane von Berg. Sie erwartet, dass die Notenbank ihre Wachstumsprognosen im Wesentlichen unverändert belässt, ihre Inflationsprognosen aber nach unten setzt. "In diesem Zusammenhang fällt der Beschluss eines Zinsschritts schwer." Und dennoch dürfte sich die Fed für eine Zinsanhebung um 0,25 Punkte entscheiden, vermutet von Berg. Wieso?
Ein wichtiger, vielleicht sogar der entscheidende Grund, sind die Markterwartungen. Die Fed ist bekannt dafür, dass sie den Erwartungen der Börsen großes Gewicht einräumt, um starke Marktreaktionen auf ihre Entscheidungen so gut es geht zu vermeiden. Und die Markterwartungen sind eindeutig: Weil die Fed selbst seit längerem deutliche Hinweise auf eine Zinsanhebung im Sommer gegeben und bisher kein ranghoher Notenbanker widersprochen hat, gehen die Marktteilnehmer de facto sicher von einem Zinsschritt aus. Aktuell beträgt die dafür aus Finanzkontrakten abgeleitete Wahrscheinlichkeit mehr als 90 Prozent.
Wie sieht der weitere Kurs aus?
Auch Bankanalysten gehen überwiegend von einer Zinsanhebung aus. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat fast einhundert Analysten befragt. Nur fünf Fachleute rechnen nicht mit einem Zinsschritt. In der Pressekonferenz nach dem Zinsentscheid wird Notenbankchefin Janet Yellen Gelegenheit haben, die aktuellen Entscheidungen zu erklären und den weiteren Kurs zu erläutern. Derzeit signalisiert die Fed insgesamt drei Zinsanhebungen für das laufende Jahr. Sollte sie am Mittwoch anheben, müsste in diesem Jahr also noch eine Anhebung folgen. Soweit sich daran etwas ändert, werden es die ebenfalls anstehenden Zinsprognosen der Notenbank zeigen.
Ein perspektivisch immer wichtiger werdendes Thema könnte am Mittwoch ebenfalls zur Sprache kommen: der Abbau der Fed-Bilanz. Als Folge ihrer massiven Wertpapierkäufe während und nach der Finanzkrise hat sich die Bilanz der Fed von weniger als einer Billion auf 4,5 Billionen Dollar aufgepumpt. Damit daraus kein Dauerzustand wird, will die Fed Luft aus ihrer Bilanz lassen. Voraussichtlich wird sie deshalb um die Jahreswende 2017/18 herum damit beginnen, Beträge aus fälligen Wertpapiere nicht mehr wie bisher zu reinvestieren. Konkrete Pläne dazu gibt es aber ebenso wenig wie eine Antwort auf die Frage, ob der Bilanzabbau das Zinsstraffungstempo der Fed verringert.