Hoffnungen auf ein langsameres Tempo der Zinsschritte in den Vereinigten Staaten in diesem Jahr haben am Freitag für einen Rekordlauf an der Wall Street und den Nasdaq-Börsen gesorgt. Durchwachsene Arbeitsmarktdaten waren der Auslöser.

Der Dow Jones Industrial Index stieg um 62,11 Punkte oder 0,29 Prozent auf 21.206,29 Einheiten und erreichte erstmals wieder seit Anfang März eine Rekordmarke. Der S&P-500 Index gewann 9,01 Punkte oder 0,37 Prozent auf 2.439,07 Zähler. Der Nasdaq Composite Index legte 58,97 Einheiten oder 0,94 Prozent auf 6.305,80 Zähler zu.

Negative Überraschung am Jobmarkt

Nach den starken Daten aus der Privatwirtschaft am Vortag habe der Bericht der Regierung über den Arbeitsmarkt im Mai sehr negativ überrascht, hieß es. BayernLB-Analystin Christiane von Berg sprach von einem schwachen Arbeitsmarktbericht mit einem "äußerst verhaltenen Stellenaufbau". Außerhalb der Landwirtschaft waren in den USA im Mai 138.000 neue Stellen hinzugekommen, während Volkswirte im Schnitt mit einem Plus von 182.000 Jobs gerechnet hatten. Zudem wurde der Stellenzuwachs im März und April deutlich nach unten korrigiert.

Laut von Berg dürfte sich nun die Unsicherheit erhöhen, ob die US-Notenbank (Fed) in rund zwei Wochen tatsächlich den nächsten Zinsschritt ankündigen werde. "Am Ende sollte aber die Entscheidung knapp für einen Zinsschritt ausfallen", sagte sie. Marktexperte Jochen Stanzl von CMC Markets glaubt, die mäßigen Daten könnten die Fed von einer allzu schnellen Normalisierung der Geldpolitik abhalten. Womöglich würden die Zinsschritte kleiner ausfallen. Solcherlei Überlegungen bieten neuen Treibstoff für die Aktienmärkte. Sie blieben dann attraktiver als etwa Investitionen in zinsabhängige Anleihen.

US-Ölproduktion könnte weiter zulegen

Aus Unternehmenssicht standen Aktien von US-Ölgesellschaften im Blick, nachdem die Preise für die Sorten Brent und WTI zeitweise wieder unter 50 US-Dollar je Barrel (159 Liter) gesackt waren. Am Markt wurde auf den angekündigten Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen verwiesen. Es werde nun erwartet, dass die US-Ölproduktion noch stärker steige, sagte Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank.

Im Dow büßten die Aktien von Chevron 1,1 Prozent ein und die von ExxonMobil 1,5 Prozent. Damit waren diese Titel die Schlusslichter im US-Börsenbarometer.