In der Diskussion um einen Mindestlohn von 1500 Euro für Alle sowie längere Tagesarbeitszeiten hat heute die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) einmal mehr klargestellt, dass eine Arbeitszeitflexibilisierung ohne Abgeltung für sie nicht in Frage kommt. "Wenn mehr Flexibilität gewünscht wird, dann kostet das etwas", so GPA-Chef Wolfgang Katzian.
Und einen Abtausch "mehr Flexibilität gegen 1500 Euro Mindestlohn" werde es nicht geben, das seien zwei völlig unterschiedliche Dinge. Die Verhandlungen mit den Sozialpartnern zu Flexibilisierung und Mindestlohn würden jedenfalls "sehr schwierig" verlaufen. Trotzdem glaubt Katzian nicht, dass die Regierung, wie angedroht, nach Ablauf der Verhandlungsfrist im Sommer das Thema selbst in die Hand nimmt. "Die Regierung wird sich das sicher gut überlegen", so Katzian am Montag vor Journalisten.
"Jede Überstunde teuer bezahlen"
Offensichtlich gehe es den Arbeitgebern ohnehin nicht um flexibleres Arbeiten, sondern um das Kürzen von Überstundenzuschlägen, meinte der Top-Gewerkschafter. Katzian verwies in diesem Zusammenhang auf Aussagen von Christian Knill, Obmann des Fachverbandes Metalltechnische Industrie (seine Branche läutet traditionell die Herbstlohnrunde ein, Anm.).
In der "Kleinen Zeitung" (Montag-Ausgabe) meinte Knill in einem Kommentar: "Im Moment müssen wir in den Spitzenzeiten jede Überstunde teuer bezahlen, das macht dann aber unsere Produkte auch oft zu teuer und wir verlieren mögliche Aufträge. Es wäre also für alle besser, von Zeit zu Zeit mehr arbeiten zu können und diese Stunden später wieder abzubauen. Stunden, die nach einer gewissen Zeit übrig bleiben, werden natürlich mit Zuschlägen bezahlt."
Studie in Auftrag gegeben
Katzian sieht sich in seiner kritischen Haltung zur Arbeitszeitverlängerung durch eine IFES-Umfrage (Sample: 801 Personen) im Auftrag der GPA bestätigt: Darin sprechen sich 76 Prozent gegen eine Ausdehnung der täglichen Höchstarbeitszeit von zehn auf zwölf Stunden ohne Gegenleistung der Arbeitnehmer aus. Bei den Jungen sind es gar 88 Prozent.
Zu den geforderten 1500 Euro Mindestlohn hielt Katzian fest, dass dieser nicht für alle Branchen mit Stichtag 1. Juli 2017 kommen müsse - aber auch nicht erst am "Sankt-Nimmerleins-Tag". Am Wochenende hatten die Innungsmeister mehrerer Nieriglohnbranchen (Friseure, Floristen, Textilreiniger, Konditoren) eine schrittweise Anhebung des Mindestlohnes bis zum Jahr 2025 gefordert. Zur Veranschaulichung: Eine Hilfskraft bei einem Friseur hat einen Mindestlohn von 1137 Euro brutto.
Außerdem müsse die Vereinbarung über 1500 Euro für Alle auch für die Branchen gelten, die nicht von der Wirtschaftskammer vertreten werden, etwa der Ärztekammer, so der GPA-Chef.
Zu der vielfach geäußerten Forderung nach einer Lohnnebenkostensenkung gab sich Katzian zurückhaltend. Die großen Posten seien die Dienstgeberbeiträge zur Pensionsversicherung, die Krankenversicherung, die Arbeitslosenversicherung und der Insolvenzfonds. "Die Wirtschaft soll sagen wo man hier konkret kürzen soll", so Katzian.