Selten zuvor wurde die Entwicklung der Inflationszahlen mit so großer Aufmerksamkeit verfolgt wir derzeit. Die Europäische Zentralbank argumentiert ihre anhaltende Nullzinspolitik weiterhin mit der niedrigen Teuerung im Euro-Raum. Doch zu Jahresbeginn war die Inflation im Euro-Raum wegen gestiegener Energiepreise auf 1,8 Prozent in die Höhe geschossen. Damit ist die Teuerung wieder nahe an das Ziel der Notenbank von knapp zwei Prozent herangerückt. Eine Kursänderung bei der Geldpolitik zeichnet sich trotzdem nicht ab.

Zu Jahresbeginn hat die Inflation laut Statistik Austria deutlich angezogen, sie lag bei 2,0 Prozent. Zuletzt war die Inflation im Juli 2013 so hoch. In Österreich lag die Inflation im Dezember des Vorjahres bei 1,4 Prozent, im Jahresschnitt des Vorjahres betrug sie 0,9 Prozent.

"Hauptverantwortlich für diesen signifikanten Anstieg waren deutlich höhere Preise bei Treibstoffen im Jahresvergleich", teilte die Statistik Austria mit. Die Preissteigerung bei Treibstoffen insgesamt lag im Jänner 2017 bei plus 14,3 Prozent. Ohne teurere Treibstoffe hätte die Inflation 1,5 Prozent betragen. Autoreparaturen verteuerten sich um 3,7 Prozent.

Heizölpreis stark gestiegen

Wie schon in den vergangenen Monaten erweist sich das Wohnen als Preistreiber. Wohnungsmieten erhöhten sich um 4,3 Prozent, die Instandhaltung von Wohnungen verteuerte sich durchschnittlich um 1,4 Prozent. Drastisch gestiegen sind im Jahresabstand die Heizölpreise (plus 32,7 Prozent), hingegen wurden andere Energieträger wie feste Brennstoffe, Gas und Strom billiger.

Und wer die teure Wohnung verließ, musste auch gleich tiefer in die Tasche greifen. "Restaurants und Hotels" verteuerten sich um 3 Prozent, Beherbergungsdienste wiederum um 3,6 Prozent.

Das Preisniveau des Mikrowarenkorbs, der überwiegend Nahrungsmittel enthält und den täglichen Einkauf widerspiegelt, erhöhte sich im Jahresabstand um 2,3 Prozent. Fleisch verteuerte sich um 1,7 Prozent, Gemüse um 2,3 Prozent und Milch um 0,4 Prozent.

Die Teuerung liegt mit 2 Prozent deutlich über den Kollektivvertragsabschlüssen seit der Herbstlohnrunde des Vorjahres, die fast alle bei einem Plus zwischen 1,3 und 1,5 Prozent lagen. Dies hat historische Gründe - traditionell wird für das Feilschen über die Lohn- und Gehaltszuwächse die Inflationsrate der vergangenen 12 Monate herangezogen - und im Vorjahr lag diese bei 0,9 Prozent.

Anpassung an "aktuelles Konsumverhalten"

Die Präsentation ist aber auch aus einem anderen Grund interessant. Denn Konrad Pesendorfer, Generaldirektor der Statistik Austria, und Josef Auer von der Direktion „Volkswirtschaft“ stellen auch die Revision und Neugewichtung des Warenkorbes vor. Der Warenkorb (als Grundlage für den Verbraucherpreisindex VPI) ist die Basis für die Inflationsberechnung. Alle paar Jahre wird der Warenkorb den veränderten Konsumgewohnheiten der Menschen angepasst. Der Warenkorb soll repräsentativ für das aktuelle Konsumverhalten der privaten Haushalte sein.

Statt wie bisher 801 erfasst die Statistik Austria künftig 770 Waren und Dienstleistungen, für die knapp 40.000 Preise pro Monat erhoben werden. Neu erhoben werden nun unter anderem die Preise für E-Bikes, Löskaffee, Pay-TV und Tanzschulen. Herausgefallen sind 67 Waren und Dienstleistungen, von Teddybären bis zu Inlandflügen, von der Mikrowelle bis zum MP3-Player.

Neue Gewichtung

Das größte Gewicht im Warenkorb hat die Gruppe Wohnung, Wasser, Energie mit einem Fünftel, ihr Anteil ist im Vergleich zum bisherigen Warenkorb noch gestiegen, erläuterte Statistik-Austria-Experte Josef Auer. Das sei wahrscheinlich vor allem darauf zurückzuführen, dass diese Produkte zuletzt im Vergleich zu anderen Produkten teurer geworden sind. Verkehr folgt mit fast 13 Prozent, vor den drei Gruppen Essen und Trinken, Freizeit und Kultur sowie Restaurants und Hotels mit jeweils über 11 Prozent. Auch das Gewicht von Restaurants und Hotels an den Gesamtausgaben hat zugelegt - ebenfalls wegen Preiseffekten, so Auer. Allerdings haben sich auch die Konsumgewohnheiten geändert. Österreicher essen häufiger auswärts, wobei man auch den Fastfood-Bereich bedenken müsse. Erziehung und Unterricht ist bei den Ausgaben der privaten Haushalte mit 1,2 Prozent der kleinste Korb - für Schule und Universität müssen die Haushalte aber nicht direkt zahlen.

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