Der bevorstehende Austritt Großbritanniens aus der EU (Brexit) vertreibt Firmen von der Insel. Standorte in der EU gewinnen an Attraktivität - allen voran Deutschland. Laut einer Befragung des Beratungskonzerns EY plant bereits jetzt jedes siebente in Großbritannien aktive Unternehmen, seine Geschäftsbereiche zu verlagern.
Deutschland bevorzugt
Im übrigen Europa denkt nur jede 50. Firma an Verlagerungen, so EY. Großer Nutznießer des Brexit ist Deutschland, so nannten 54 Prozent der in Großbritannien aktiven Unternehmen Deutschland als bevorzugtes Ziel außerhalb des Vereinigten Königreichs. Dahinter folgten die Niederlande (33 Prozent) und Frankreich (8 Prozent).
Keine Brexit-Strategie
EY hat 245 Unternehmen befragt, davon haben drei Viertel ihren Sitz oder eine Niederlassung in Großbritannien. Während sich bei den im Vereinigten Königreich präsenten Firmen jede dritte Sorgen wegen des Brexit macht, sind es bei den nicht dort ansässigen nur 15 Prozent. Eine "Brexit-Strategie" haben bisher gerade einmal vier Prozent der befragten Unternehmen. 71 Prozent gaben aber an, zumindest in einem Bereich bereits konkrete Auswirkungen zu spüren. Je rund ein Viertel berichtete von niedrigeren Gewinnspannen bzw. gestiegenen Einkaufspreisen. Die Umsätze haben sich seit dem Brexit-Referendum bei 14 Prozent der befragten Unternehmen verbessert und bei 15 Prozent verschlechtert. Die Mehrheit (69 Prozent) sagte im Jänner 2017, das Votum habe sich nicht auf die Erlöse ausgewirkt.
"Volatilität ist die neue Normailität"
Der Austritt Großbritanniens aus der EU stelle viele exportorientierte europäische Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen, warnt Helmut Maukner von EY Österreich. "Grenzüberschreitende Lieferketten mit Großbritannien bringen neue Risiken mit sich, die kurzfristige Produktionsanpassungen notwendig machen können." Maukner rät den Unternehmen, möglichst bald ein passende Strategie zu erarbeiten und generell, flexibel zu bleiben: "Volatilität ist die neue Normalität."