Der berühmteste Aktienindex der Welt hat eine neue Schallmauer durchbrochen: Am Mittwoch ist der Dow Jones Industrial Average oder kurz Dow Jones gleich zum Handelsstart zum ersten Mal in seiner fast rund 120-jährigen Geschichte über die Marke von 20.000 Punkten geklettert. Gegen 16.25 Uhr stand der US-Aktienindex mit einem Plus von 0,70 Prozent bei 20.053,09 Punkten.
Bereits seit mehreren Wochen hat der Index immer wieder an dieser psychologisch wichtigen Marke gekratzt, am 6. Jänner war er sogar um nur einen halben Punkt an den 20.000 vorbeigeschrammt. Dank einer bisher erfreulich verlaufenen US-Berichtssaison und der wieder aufgeflammten Hoffnung auf eine anziehende US-Konjunktur unter Präsident Donald Trump hat der Dow den Sprung nun geschafft.
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Schon im Herbst erhielt Trump nach seinem überraschenden Wahlsieg im November "viele Vorschusslorbeeren in Form von Kursanstiegen", schreibt der Analyst der Raiffeisen Research, Helge Rechberger. Trumps wirtschaftspolitische Ankündigungen vor der Wahl - Milliardeninvestitionen in die Infrastruktur sowie niedrigere Steuern und weniger Regulierung - hatten die Anleger auf eine Belebung der US-Konjunktur hoffen lassen. Die gute Stimmung hielt bis Anfang Jänner an und trieb den Dow von einem Rekordhoch zum Nächsten. Erst Ende November hatte der Index zum ersten Mal in seiner Geschichte die 19.000-Punkte-Marke geknackt.
"Trump-Rally"
Ab Mitte Jänner wurde die "Trump-Rally" kurzzeitig etwas getrübt. Es kam die Befürchtung auf, dass der Präsident die hohen Erwartungen nicht erfüllen kann. Seine ersten Amtshandlungen zeichneten jedoch ein anderes Bild: Gleich am Montag nach seiner Angelobung hat Trump den Rückzug der USA aus dem transpazifischen Handelsabkommen TPP veranlasst und damit gezeigt, dass er Ankündigungen auch in die Tat umsetzt. Tags darauf kündigte er bei einem Treffen mit Top-Managern der Autoindustrie an, Umweltregulierungen zu verringern. Zudem will er zwei umstrittene Pipeline-Projekte wieder aufnehmen, die sein Vorgänger Barack Obama gestoppt hatte. Die damit gestärkten Hoffnungen auf weitere Maßnahmen zur Belebung der Konjunktur in Kombination mit einer erfreulichen Ergebnisberichtssaison ließen den Dow Jones dann die historische Hürde von 20.000 Punkten überwinden.
Der Dow Jones ist der zweitälteste und mit Abstand der bekannteste US-Aktienindex. Erfunden wurde das Börsenbarometer von Charles Dow, einem Verleger und Mitbegründer des Dow Jones-Verlags, zu dem auch das Wall Street Journal gehört. Vor der Einführung von Börsenindizes war es schwierig aus den zahlreichen Bewegungen einzelner Aktien den Gesamttrend des Markts abzuleiten. Dow entwickelte daher Ende des 19. Jahrhunderts mehrere Börsenindizes als Richtwerte für die generelle Börsenlage. 1884 präsentierte der Verleger den Dow-Vorläufer Dow Jones Average.
Lange, traditionsreiche Geschichte
Der Index errechnete sich als einfacher Mittelwert von elf wichtigen Aktienkursen. Der Dow Jones Average enthielt fast nur Aktien von Eisenbahngesellschaften und wurde später in Dow Jones Transportation umbenannt. 1896 startete Dow den Dow Jones Industrial Average als Mittelwert der Kurse von zwölf wichtigen Industrieunternehmen. Seit damals wurde die Berechnungsmethode verfeinert, die Mitgliederzahl auf 30 vergrößert und auch Nicht-Industrieunternehmen aufgenommen.
Gestartet ist der Dow mit gut 40 Punkten, 1906 kletterte der Index erstmals über hundert Punkte, 1973 wurden erstmals tausend Zähler überschritten. 1999 war der Dow mit Kursen über zehntausend erstmals fünfstellig. Ereignisse wie das Platzen der Dot-Com-Blase oder die 9/11-Terroranschläge ließen den Dow bis 2002 wieder unter 8.000 fallen. Bis 2007 stieg er rasch auf über 14.000 Punkte. Mit der Eskalation der Finanzkrise 2008 ging es aber ebenso schnell wieder nach unten, 2009 fiel der Dow wieder unter 7.000. Im laufenden Jahrzehnt ging es dann bis dato wieder schnell nach oben.
Wie es im Jahr 2017 mit dem Dow Jones und den US-Börsen weitergeht, dürfte vor allem von der Notenbankpolitik sowie vom Vorgehen des neuen US-Präsidenten Donald Trump abhängen. "Die hohen wirtschaftlichen und fiskalpolitischen Erwartungen an die begonnene Trump-Präsidentschaft bleiben aber dennoch zumindest die Triebfeder des US-Aktienmarktaufschwungs", schreibt der Raiffeisen-Analyst Helge Rechberger.