Seit vier Jahren geht die deutsche Gewerkshaft Verdi immer wieder mit Streiks gegen Amazon vor. Weil die Aktionen laut dem Online-Handelsriesen aber oft ohne große Wirkung verpuffen, will die Gewerkschaft 2017 nun eine härtere - und international koordinierte - Gangart einlegen.
"Wir haben unsere Hoffnung auf einen Tarifvertrag für die Beschäftigten in Deutschland noch lange nicht begraben", versichert Fachgruppe-Sekretär Thomas Voß. "Wir haben einen langen Atem."
Verdi will auf europäischer Ebene verstärkt an einer Vernetzung der Gewerkschaften arbeiten. So soll eine multinationale Streik-Koalition geschmiedet werden. Das Ziel: verhindern, dass Amazon an Streiktagen in Deutschland Bestellvolumen und Arbeitsaufkommen ins benachbarte Polen oder nach Tschechien auslagern kann. "Wir wollen europaweit einen synchronisierten Arbeitskampf. Darauf arbeiten wir hin."
Gewerkschaftstreffen zur besseren Zusammenarbeit finden seit drei Jahren regelmäßig statt. Gemeinsame Aktionen gab es bereits im Mai 2016 im polnischen Breslau und im September in Luxemburg.Die Amazon-Streikbilanz 2016: An 55 Tagen sei zum Ausstand aufgerufen worden. An 29 Tagen sei nur ein Standort betroffen, an 26 Tagen seien es gleich mehrere Standorte gewesen.
Der US-Konzern betreibt allein in Deutschland neun Logistikzentren an acht Standorten, der größte liegt im osthessischen Bad Hersfeld mit zwei Warenlagern. 11.000 Angestellte arbeiten deutschlandweit für das Unternehmen.
Der Kern des Streits ist unverändert: Verdi fordert, die Blockade gegen Tarifverhandlungen aufzugeben. Die Gewerkschaft verlangt einen Tarifvertrag nach den Bedingungen des Einzel- und Versandhandels. Amazon weigert sich, sieht sich als Logistiker und verweist auf eine Bezahlung am oberen Ende des Branchenüblichen.