15,2 Milliarden Euro betragen die Haftungen der Republik für die ÖBB Infrastruktur AG. Deren effektive Verschuldung beträgt 18,432 Milliarden Euro, davon 15,3 Milliarden aus Anleihen. Dem gegenüber sind in der Bilanz 2015 der ÖBB Infrastruktur AG Aktiva von 26,5 Milliarden Euro ausgewiesen. Davon 24,9 Milliarden Euro in Sachanlagen – von 4846 km Schienennetz, 1095 Bahnhöfen, 6327 Brücken, 264 Tunneln und 13.760 Weichen (davon 10.910 beheizt) bis rund 25.000 Liegenschaften mit insgesamt 197 Millionen Quadratermetern der Tochter ÖBB Immobilien.

Kern-Nachfolgekarusell

Für die Finanzen, Markt und Service dieses Giganten innerhalb der Österreichischen Bundesbahn wird ab 1. Jänner Silvia Angelo verantwortlich sein. Als neuer Vorstand der ÖBB Infrastruktur AG folgt sie auf Andreas Matthä, der als Nachfolger des zum Bundeskanzler aufgestiegenen Ex-Bundesbahn-Bosses Christian Kern Vorstandschef der ÖBB Holding AG geworden ist. Im größten aller ÖBB-Teilbetriebe steht Silvia Angelo künftig rund 16.350 Mitarbeitern vor und gestioniert mit ihren Vorstandskollegen Franz Bauer und Franz Seiser jährliche Investitionen von 2,5 Milliarden.

"Rote" Kaderschmiede AK Wien

Ihre Bestellung durch den Aufsichtsrat unter Vorsitz von Brigitte Ederer war im Nachfolgekarussel um Kern die Überraschung, da sie operativ weder Bahn-, noch Finanzmanagementerfahrung mitbringt. Dafür eine solide Wirtschaftsausbildung zur Volkswirtin an der Wirtschaftsuni Wien mit Post Graduate am Colegio de Mexico – und ein profundes ideologisches Fundament. Als Leiterin der Abteilung Wirtschaftspolitik war sie seit 2008 gleichsam eine Speerspitze der Arbeiterkammer Wien, die als „rote“ Kaderschmiede gilt.

Staat oder Privat?

Scharf prononciert sind daher ihre Positionen etwa zum Verhältnis Staat und Privat. Im Blog der AK Wien zerlegte sie jüngst Finanzminister Hans-Jörg Schelling wegen des Anteilsverkaufs am OMV-Gasnetz. "Wirtschaft ohne Plan –Das Diktum von ‘Mehr Privat und weniger Staat‘ ruiniert unsere Infrastruktur", prangerte Angelo an. An anderer Stelle kämpfte sie für die EU-weite 40-Prozent-Frauenquote in Aufsichtsräten.

Zahlreiche Mandate

Zahlreiche Mandate weisen die 47-Jährige, die verheiratet und Mutter zweier Söhne ist, als vielseitig aus. Sie sitzt im Universitätsrat der WU Wien, im Österreich-Vorstand des Club of Rome, in der ERP-Kreditkommission sowie in den Aufsichtsorganen der Bundessporteinrichtungen GmbH, der Forschungsförderungsgesellschaft FGG und der Agrarmarkt Austria AMA. 2015 wurde sie auch in den Aufsichtsrat der ÖBB Infrastruktur AG bestellt. Naiv, wer hier an Zufall denkt. Die Karriere der neben Direktor Werner Muhm gewichtigsten Wirtschaftsstimme der AK Wien in der Staatsbahn erscheint gut geplant.

ÖBB Rahmenplan 2017 - 2022

Die Aufgaben vor ihr sind gewaltig – und finanziell gesichert. Im November segnete das Parlament den ÖBB-Rahmenplan für die nächsten fünf Jahre ab, für den Infrastrukturminister Jörg Leichtfried 15,2 Milliarden Euro Steuergeld für Bahninvestitionen bereitstellt, für die der Bund ab 2017 selbst Zinsen und Tilgungen übernimmt, da er sich günstiger finanziert. Davon sind rund vier Milliarden für Koralm- und Semmeringbasistunnel vorgesehen, 2,5 Milliarden für den Brenner Basistunnel (durch die auch Privatbahnen fahren werden). Aus dem alten Rahmenvertrag fließen 2016 2,1 Milliarden an die ÖBB Infrastruktur AG. Allein zur Anleihe-Tilgung vom Schuldenberg ist 2016 eine Milliarde Euro nötig.