„Verehrte An- und Abwesende! Wenn Ihr den Rundfunk höret, so denkt auch daran, wie die Menschen in den Besitz dieses wunderbaren Werkzeuges der Mitteilung gekommen sind“ – mit diesen Worten eröffnet Albert Einstein im Jahr 1930 die Funkausstellung in Berlin. Bis heute wahrscheinlich der größte Höhepunkt in der nunmehr 100-jährigen Geschichte.

Das Medium Radio ist damals noch relativ neu, insbesondere am Massenmarkt. Einstein zeigt, durchaus euphorisch, die Potenziale auf. Wenn am kommenden Freitag die IFA offiziell für das Publikum ihre Pforten öffnet, wird ob des 100. Geburtstags auch eine gehörige Portion Nostalgie durch die fast 150.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche wehen. Werden heuer mehr als 1800 Aussteller aus aller Welt erwartet, war die erste Auflage noch übersichtlicher. 1924 präsentieren exakt 242 Aussteller Innovationen wie Detektorgeräte sowie die ersten Röhren-Rundfunkempfänger – auf einer Fläche von 7000 Quadratmetern. Spannend: Laut den Archiven werden im Premierenjahr bereits 180.000 Besucherinnen und Besucher angelockt. Die Marke gilt auch heuer als Zielgröße.

1939: Der „Volksfernseher“

Groß und bedeutsam wird die Funkausstellung ob ihrer Rolle als Taktgeber, als Geburtshelfer unterschiedlichster Technologien. Es ist die IFA, wo das weltweit erste Zugtelefon präsentiert wird. Und es ist die IFA, wo 1928 eine der ersten Fernsehübertragungen stattfindet. Gut zehn Jahre später wird in Berlin das erste TV-Gerät für die Masse vorgestellt. Damals läuft die Nazi-Propaganda auf Hochtouren, der E1 nennt sich „Volksfernseher“. Von 1940 bis 1949 findet die ansonsten meist jährliche oder zweijährliche IFA nicht statt.

Als die IFA 1950 erstmals nach dem Krieg wieder ihre Pforten öffnet, damals in Düsseldorf und vor mehr als 200.000 Zusehern, feiern die ersten Ultrakurzwelle-Radios (UKW) Premiere. Mit dem Optaphon erblickt außerdem das vermutlich erste Kassetten-Tonbandgerät das Licht der Welt. Drei Jahre später zieht ein Fernseher mit immerhin 43 Zentimeter großer Bildröhre die Blicke der Öffentlichkeit und jene von mehr als 300.000 Besuchern auf sich. Es ist die Technologie schlechthin und sinnbildlich für den Puls der Zeit. Im Dezember 1952 beginnt in Deutschland die Fernsehübertragung, Österreich folgt drei Jahre später. Freilich vorerst nur in Schwarz-Weiß.

Das ändert sich in Deutschland 1967 – und wieder geschieht die Premiere auf der Funkausstellung. Die erste deutsche Sendung, die in Farbe ausgestrahlt wird, ist eine Ansprache von Außenministers und Vizekanzler Willy Brandt. Dieser drückt symbolisch auf einen großen roten Knopf, um das Farbfernsehen zu starten. Eine wirkungslose Attrappe freilich, die wirkliche Umstellung geschieht im Hintergrund. Was auch einem Teil der Weltöffentlichkeit nicht verborgen bleibt, sieht sie das Drücken doch bereits in Farbe, weil ein nervöser Techniker zu früh umstellte.

Bedeutungsverlust und Umorientierung

Werden die „wilden 70er-Jahre“ von den ersten Heimcomputern und dem Beginn der CD dominiert – außerdem zieht das Radio in die Küchen ein –, finden sich in den 1980er-Jahren erste Spielkonsolen auf der IFA wieder. Zudem beginnt eine Technologie relevant zu werden, die sich Mobilfunk nennt. 1986 kommen dank 100-Hertz-Technik die ersten flimmerfreien Fernseher auf den Markt, drei Jahre später besucht der Game Boy die Funkausstellung.

Mitte der 1990er-Jahre werden erste DVD-Player vorgestellt, technisch sorgen Flachbildfernseher für Aufsehen. Mit Beginn der 2000er-Messe weicht auf der IFA der Multimedia- wieder einem Funkschwerpunkt, die Empfangstechnologien DVB-S (Satellitenfernsehen) und DVB-T (terrestrisches Antennenfernsehen) werden vorgestellt. In den letzten zwei Jahrzehnten avancieren Haushaltsgeräte zu einer tragenden Säule. Zugleich verliert die IFA sukzessive ihre Rolle als technologischer Taktgeber. Die historische Bedeutung freilich ist ihr nicht mehr abzusprechen. Schon gar nicht im Jubiläumsjahr. Happy Birthday, Funkausstellung!