„Die Industrie ist seit über einem Jahr in einem Schrumpfungsprozess“, sagt Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria. Diese Schwäche schwappe nun auch den Dienstleistungssektor über. Besonders stark bekommen das die Industrieländer zu spüren, aber auch auf Wachstumsmärkten wie China ist mittlerweile eine gewisse Abkühlung feststellbar. Die Konjunkturschwäche zieht sich im Euroraum mittlerweile durch alle Branchen, lediglich Software und Technologie sind noch positiv. „Wir erwarten wenig Erholung bis Sommer 2024, werden also schwach starten und erst im zweiten Halbjahr eine leichte Belebung sehen“, sagt der Chefökonom. Er erwartet auch für die USA, wo die Konjunkturlage etwas günstiger ist, eine Stagnation. Eine „deutliche Bremsspur“ werde es aber nicht geben.

Im Euroraum und auch in Österreich blieb die Einkommensentwicklung bisher deutlich unter der Inflation, während in den USA das Konsumniveau zehn Prozent über dem von 2019 liegt. Zu einem sogenannten Entsparen - also Aufbrauchen in der Pandemie gebildeter Ersparnisse - ist es bisher in Österreich trotzdem nicht gekommen. Bruckbauer, der das Volumen mit rund 25 Milliarden Euro beziffert, führt das darauf zurück, dass nur gut situierte Haushalte diese Rücklagen bilden konnten. Also einkommensschwache Haushalte, die mit der Teuerung kämpfen, auf gar keine Ersparnisse zurückgreifen können.

„Österreich hinkt dem Euroraum hinterher“

Der österreichischen Industrie attestiert Walter Pudschedl, Ökonom der UniCredit Bank Austria, eine „gewisse Stabilisierung und Bodenbildung“. Ein Indiz dafür sei der Einkaufmanager-Index, der im November auf 42,2 Punkte gestiegen ist. Damit ist er zwar noch immer unter der Wachsstumsschwelle von 50 Punkten, aber der Wert ist der beste seit März. „Die österreichische Industrie hinkt dem Euroraum hinterher, das ist auf die fehlende Nachfrage zurückzuführen“, sagt Pudschedl. Allerdings seien die Lagerstände mittlerweile abgebaut und ein Minus bei den Kosten feststellbar, was wiederum zu mehr Produktion führen werde. Die Inflation werde in Österreich deutlich langsamer zurückgehen als im Durchschnitt des Euroraums. Das sei unter anderem auf die stärkeren Energiepreisanstiege zurückzuführen. Trotz Rezession stabil zeigt sich der heimische Arbeitsmarkt, was allerdings auch mit dem Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge aus dem Berufsleben zu tun hat.