Sie haben Ihre Wiederkandidatur mit der schwierigen Situation der Bundes-ÖVP begründet. Was läuft schief?

JOSEF PÜHRINGER: Das ist eine Fehldeutung. Ich trete an, weil mir die Arbeit Freude macht. Außerdem werde ich von einem großen Vertrauen über Parteigrenzen hinweg getragen. Die schwierige Lage, in der sich die ÖVP befindet, mag im Unterbewusstsein mitgespielt haben.

Was ist los in der ÖVP?

PÜHRINGER: Es hat nach der Wahl Enttäuschungen gegeben. Das Ergebnis hat viele entmutigt. Die Kompromisse, die man mit dem Koalitionspartner eingehen muss, haben manche verärgert. Auch die Regierungsbildung hat manche enttäuscht.

Dass man vor der Wahl sagt, es gibt keine neuen Steuern, und dann kommt es anders?

PÜHRINGER: Das war auf die Vermögenssteuern gemünzt. Wichtig ist, dass die Regierung jetzt energische Reformen setzt.

Verstehen Sie den Unmut der Steirer, die nicht in der Regierung vertreten sind?

PÜHRINGER: Oberösterreich ging es auch einmal so. Andererseits haben die Steirer Lopatka als Klubobmann. In seiner Globalkompetenz hat ein Klubobmann mehr zu sagen als ein Fachminister. Wir brauchen aber jetzt wieder Geschlossenheit, nicht Kadavergehorsam, um bei den nächsten Wahlen zu reüssieren.

Was soll bei der Hypo geschehen?

PÜHRINGER: Die Schlüsselfrage lautet: Wer hat uns das eingebrockt? Das ist ein Verbrechen gegenüber dem Steuerzahler. Das hat die damalige Kärntner Regierung unter freiheitlicher Führung zu verantworten.

Wobei SPÖ und ÖVP das großteils mitgetragen haben.

PÜHRINGER: Das mag sein, ich habe von FPÖ-Führung geredet.

Muss Kärnten zur Kasse gebeten werden?

PÜHRINGER: Es würde niemand verstehen, wenn die Steuerzahler riesige Summen aufbringen müssen und der Zukunftsfonds, der sich aus Hypo-Erlösen speist, unangetastet bleibt. Das wäre schwer argumentierbar. Natürlich muss eine Form gefunden werden, dass Kärnten nicht kaputtgeht.

Muss der ganze Fonds her?

PÜHRINGER: Ich bin nicht der Oberlehrer der Republik. Wenn so eine Katastrophe eintritt, die den Steuerzahler Milliarden kostet, können nicht jene, die es verursacht haben, finanzielle Nutznießer bleiben.

Muss Kärnten einen symbolischen oder substanziellen Beitrag leisten?

PÜHRINGER: Kärnten muss einen substanziellen Beitrag leisten.

Was ist mit dem U-Ausschuss?

PÜHRINGER: Zuerst sollen die Gerichte arbeiten, dann soll die politische Untersuchung stattfinden. Ich halte nichts von Doppelgleisigkeit. Wenn nachgewiesen wird, dass die politische Verantwortung nicht wahrgenommen wurde, was ich hier annehme, soll es einen Ausschuss geben.

Überall wird gespart, bei Post, Polizei, Bezirksgerichten. Warum braucht Linz eine Med-Fakultät?

PÜHRINGER: Wir werden den Beweis liefern, dass das ein sinnvolles Projekt ist. Oberösterreich ist überall Nettozahler, von der Gebietskrankenkasse bis zum Steueraufkommen.

Auch in Zeiten knapper Kassen ist eine neue Uni sinnvoll?

PÜHRINGER: Wir brauchen wegen der Alterung der Gesellschaft künftig mehr Mediziner. Niemand muss sich Sorgen machen, dass Linz zulasten anderer Universitäten geht. Das sieht das Budget auch so vor.

Was halten Sie von den Neos?

PÜHRINGER: Ich nehme sie ernst, aber Zeitgeist allein ist kein Programm. Jetzt müssen sie auch Leistungen erbringen. Ihr Programm ist ein Sammelsurium von Anti-Kirchenvolksbegehren bis hin zur unglaubwürdigen Reduktion im Gesundheitsbereich. Bei Stronach hat man gesehen, wie schnell sich eine Bewegung wieder marginalisieren kann.