Am 23. November 2004, also genau vor 20 Jahren, lernten Tausende Spielerinnen und Spieler eine bunte und mystische Welt namens Azeroth kennen, die sie bis heute in den Bann gezogen hat. Eine Welt voller böser Orcs, bunter Elfen und mächtiger Drachen, in der Freundschaften beendet, aber auch geknüpft wurden. Die große Welt von World of Warcraft feiert Geburtstag.
Das MMORPG (Massively Multiplayer Online Role-Playing Game, auf Deutsch: Massen-Multispieler Online-Rollenspiel) World of Warcraft (WoW) ist eines der erfolgreichsten Videospiele der Geschichte. Über 12 Millionen Abonnenten, die monatlich einen Betrag überwiesen, um das Spiel spielen zu können, konnte WoW zwischenzeitlich aufweisen. Das war der Höchststand im Jahr 2010, WoW war zu diesem Zeitpunkt schon sechs Jahre alt.
Das erste MMO für die breite Masse
Einer der Ersten, der sich seinen Weg durch die Weiten von Azeroth gebahnt hat, war der Kärntner Streamer „Jessirocks“. Er war 2004 online dabei als World of Warcraft seine Tore geöffnet hat und kehrt auch 20 Jahre später immer wieder in die Fantasy-Welten zurück. „In den ersten Jahren habe ich alleine gespielt. Du standest damals in der Stadt und hast eine Stunde lang gesucht, bis du andere Spieler gefunden hast“, erinnert er sich.
Im Laufe der Zeit machte WoW das Computerspielen massentauglich. „Es war das erste MMO (Massen-Multispieler-Onlinespiel) für die breite Masse“, sagt Jessirocks. Das findet auch Felix Schniz, Videospiel-Forscher an der Universität Klagenfurt. „WoW war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das Spiel wurde veröffentlicht, als viele spannende technische Dinge passiert sind“, sagt er. Ein Breitbandanschluss wurde für viele Haushalte erschwinglich und für das Spiel benötigte man keinen hochwertigen Computer. „Außerdem war die Spielewelt bunt, mystisch und nicht zu gruselig für jüngere Zielgruppen - sie war einfach ansprechend für eine große Gruppe an Menschen“, sagt Schniz.
World of Warcraft lebt von der Community
Dass sich WoW all die Jahre durchsetzen konnte, ist der treuen Community zu verdanken. Diese hat sich über die Zeit verändert. „Damals war dieses Zusammenwachsen und das Gemeinschaftsgefühl ein ganz anderes, als es heute ist“, weiß der Streamer Jessirocks. Nach den anfänglichen Jahren, in denen Jessirocks sich alleine durch Azeroth kämpfte, hat er sich mit 40 anderen Spielern zu einer sogenannten Gilde zusammengeschlossen, die das Spiel gut beherrschte. Schwierige Gegner haben sie teilweise als erste Gruppe im Spiel bezwungen. Das machte sie international bekannt. „Da kamen Amerikaner auf die europäischen Server und haben uns gefragt, wie wir denn den verdammten Boss bezwungen haben“, erzählt Jessirocks.
Ein weiterer Aspekt für den Erfolg des Spiels sei außerdem die Liebe zur Gewohnheit von den Spielern. „Der Mensch siedelt nur ungern, wenn er sich wo wohlfühlt. Die Spielerinnen und Spieler versammeln sich immer wieder in WoW, weil sie wissen, dass sie dort ihre alten Freunde zusammentrommeln können. Bei vielen Menschen hat das Spiel eine besondere Position im Herzen“, sagt er.
Nostalgiegefühl
Eben wegen dieser tiefen Verbindung kehren die Spieler immer wieder zurück und streifen durch die tiefen Welten Azeroths. Der Spieleentwickler Blizzard weiß aber auch, wie er seine Fans immer wieder in das Spiel zurückholt. Mit der am 21. November gestarteten Version „Classic“ hat Blizzard das alte WoW von damals bereits zum zweiten Mal wieder zurückgebracht - und somit auch die altbekannten Spieler.
Neue Spieler zu gewinnen, gelingt hingegen nur schwer. Nicht nur wegen der alten Technik, die dahintersteckt, sondern auch, weil sich das Bedürfnis für ein Videospiel verändert hat. „Jedes Spiel ist ein Kind seiner Zeit“, sagt Felix Schniz. Während WoW gut geeignet ist für Gamer, die ein Spielerlebnis wollen, schaffen es moderne Spiele wie unter anderem das bekannte Shooter-Game Fortnite, ein buntes soziales Netzwerk zu schaffen, in dem es unzählige Spielmodi gibt und man auch Raum für kreative oder rein soziale Treffen hat. Über die Zukunft brauche man sich als WoW-Fan trotzdem wenig Sorgen machen.
Durch das Spieleabo, das die WoW-Fans zahlen müssen, um das Spiel zu spielen, fällt es Blizzard leicht, das Spiel weiterzuführen, weil man als Entwicklerstudio nichts neu konzipieren muss und somit wenig neuen Aufwand hat. „Blizzard hat hier vielleicht keinen Rekordertrag, dafür aber null Risiko“, sagt Schniz. Solange das so bleibt und die immer älter werdende Community weiterhin ihrem Spiel treu bleibt, können auch noch in 20 Jahren Drachen in Azeroth erlegt werden. „Auch mit langfristig abnehmenden Spielerzahlen kann es durchaus noch so weiterlaufen“, sagt Schniz.