Ein Jahr nach dem Tod von Dietrich Mateschitz kommt nun ein Buch über den Red-Bull-Gründer auf den Markt, das sein langjähriger enger Vertrauter Volker Viechtbauer geschrieben hat und – laut dessen Angaben – von Mateschitz noch zu Lebzeiten freigegeben wurde. Auch nach dessen Tod laufe das Unternehmen so, "wie er es sich gewünscht hat", sagte Viechtbauer gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

30 Jahre an der Seite des Firmengründers

Viechtbauer stand 30 Jahre lang an der Seite des Firmengründers, war Chefjurist und Personalchef des Konzerns und berät nun den Sohn und Alleinerben Mark Mateschitz. Und er sieht das Unternehmen noch lange nicht am wirtschaftlichen Zenit angekommen: "Das Potenzial ist unglaublich." Im Heimatmarkt Österreich liege der Pro-Kopf-Verbrauch des Energydrinks statistisch bei 35 Dosen pro Jahr, in den USA erst bei etwa 13. "Wenn wir alles richtig machen, können wir den Umsatz in den nächsten 15 Jahren noch deutlich steigern."

Unternehmen stand an der Kippe

Dabei sei das Unternehmen in den ersten Jahren durchaus an der Kippe gestanden. Mateschitz "hat drei Jahre lang um die Zulassung des Getränks gekämpft und hat öfter gedacht, er werde noch unter der Brücke landen". Während zum Beispiel die deutschen Behörden wegen der stimulierenden Zutaten Koffein, Taurin und Glucuronolacton zunächst strikt bei ihrem Nein geblieben seien, sei in Österreich 1987 eine für das Land typische Lösung gefunden worden. Eine Zulassung durch "Nichtuntersagung", schreibt Viechtbauer.

Orientierungshilfe für neue Beschäftigte

Der Autor sieht sein Buch als Orientierungshilfe für neue Beschäftigte, die "die DNA des Konzerns beschreibt", sagte er zu den "Salzburger Nachrichten" (Samstagausgabe). Denn Mateschitz habe großen Wert auf eine Firmenkultur gelegt, in der – angelehnt an den Psychiater und Sinnforscher Viktor Frankl – Eigenverantwortung und unbedingter Gestaltungswille tragende Säulen seien. Er habe Frankl auch häufig zitiert, etwa dass es neben der Freiheitsstatue in New York auch eine Verantwortungsstatue an der Westküste geben müsste.

"Nicht zu ersetzen, aber es muss weitergehen"

Für Viechtbauer ist Dietrich Mateschitz "nicht zu ersetzen, aber es muss weitergehen". Vor dem Hintergrund, dass er vor seinem Ableben noch alles geregelt habe, sei es eine gelungene Übergabe gewesen. Viechtbauer selbst ist mit dem Neubeginn aus dem operativen Geschäft ausgeschieden, arbeitet aber als Berater weiter. "Es geht dabei mehr um die Beratung von Red Bull als von Mark Mateschitz. Der Konzern steht im Vordergrund."

"Vielleicht ist es so etwas wie mein Nachruf"

Über das nun erschienene Buch hat Mateschitz nach Angaben des Autors "natürlich gewusst (...) und es auch freigegeben. Sonst wäre es nicht erschienen." Ganz geheuer sei ihm das Projekt zu Beginn aber nicht gewesen. "Als er sich den ersten Passagen widmete, das war übrigens schon im Frühjahr 2020, meinte er: Es ist gut, aber da müssen wir uns zusammensetzen, weil es noch Unschärfen gebe. Dann zogen Monate ins Land, bis er es vollständig gelesen hat. Sein Einwand war, dass man die Red-Bull-Philosophie nicht auf eine einzige Quelle – in diesem Fall Viktor Frankl – herunterbrechen kann. Er wollte niemandem seine subjektive Sicht auf Red Bull nehmen", so Viechtbauer in den SN. "Letztlich gab er aber sein Sanctus, indem er meinte: 'Schmeiß es nicht weg. Leg es in den Safe. Vielleicht ist es so etwas wie mein Nachruf.'"