Die ÖBB sehen den Kauf als "idealen Schritt für den Markteintritt und das künftige Wachstum in Süddeutschland". Die Expansion über Österreichs Grenzen hinaus ist beim Güterverkehr schon lange die wichtigste Wachstumsstrategie der Staatsbahn, bei der Vergrößerung des Nachtzug-Netzes setzt der Konzern auf internationale Kooperationen. Insofern ist die Übernahme der Go-Ahead Verkehrsgesellschaft Deutschland GmbH durch die ÖBB-Personenverkehr AG eine Premiere.

Österreichs Staatsbahn sucht schon länger nach solchen Zukaufmöglichkeiten, dafür wurde eigens das Unternehmen Allegra in Deutschland gegründet. "Wir sehen in Süddeutschland gutes Potenzial, im Personenverkehr noch stärker zu wachsen", so ÖBB-Chef Andreas Matthä.

Rund 1000 Mitarbeiter und 144 Elektrozüge

Der Vertrag wurde heute, Donnerstag, unterschrieben, die ÖBB übernehmen die Regionalbahn vom britischen Mobilitätskonzern Go-Ahead Group. Die hatte 2017 in Stuttgart und 2019 in Augsburg eigene Bahntöchter gegründet, die zwischen den süddeutschen Ballungsräumen vom Bodensee, Karlsruhe, München, Nürnberg und bis nach Würzburg in den Norden Bayerns Strecken bedienen. Rund 1000 Mitarbeiter und 144 moderne Elektrozüge des Schweizer Herstellers Stadler übernehmen die ÖBB. Der Kaufpreis wird nicht genannt. Besonderen Investitionsbedarf soll es nicht geben. Allerdings braucht es noch grünes Licht der Wettbewerbshüter, hier wird allerdings noch heuer mit einer positiven Entscheidung gerechnet.

"Wir wollen gemeinsam in Deutschland wachsen"

"Wir sehen den Kauf von Go-Ahead Deutschland als Investition in die Zukunft und damit als Zukunftspartnerschaft. Das Ziel ist klar: Wir wollen gemeinsam in Deutschland wachsen", sagt Sabine Stock, Vorständin der ÖBB-Personenverkehr AG. Go-Ahead Deutschland werde die bisherige Eigenständigkeit bewahren und gleichzeitig von der Expertise und dem Know-how der ÖBB-Personenverkehr AG profitieren. Fabian Amini, Chef von Go-Ahead Deutschland, erklärt, dass das Geschäft damit "zukunftssicher und wachstumsorientiert aufgestellt wird".

Spannend könnte der Zukauf im Hinblick auf die Verknüpfung des ÖBB-Netzes mit den bestehenden Go-Ahead-Verbindungen werden. Go-Ahead soll aus den beiden süddeutschen Bundesländern ausgestiegen sein, weil sich die Stand-alone-Lösung als nicht zielführend erwiesen hatte. Corona dürfte den Profithoffnungen einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Diesen Nachteil der Stand-alone-Lösung haben die ÖBB nicht – im Gegenteil, die Grenze zu Süddeutschland ist die längste Außengrenze, die Österreich mit einem anderen Staat hat.