Turbulente Zeiten prägen Exporte österreichischer Agrarwaren und Lebensmittel. Wichtigster Handelspartner der Lebensmittelhersteller bleibt Deutschland. Obwohl mengenmäßig weit weniger ausgeführt wurde, nahm der Wert der Exporte um 5,9 Prozent zu. Mit minus 35 Millionen Euro war die Außenhandelsbilanz im Agrarbereich insgesamt negativ: Die Agrarwaren wiesen ein Minus von 1,29 Milliarden Euro aus, in der Lebensmittelindustrie gab es ein Plus von 1,26 Milliarden Euro.

Beim Preis kennt der Agrarsektor seit 2021 nur noch eine Richtung – nach oben. Lag 2021 der Preis pro Kilogramm Agrar-Exportware im Schnitt bei 1,32 Euro das Kilo, waren es im ersten Halbjahr 2023 bereits 1,79 Euro. Obwohl Österreich mengenmäßig deutlich mehr nach Deutschland exportierte als importierte, ist der Warenwert fast ausgeglichen. AMA-Marketing-Chefin Christina Mutenthaler-Sipek merkte dazu an, dass es bei Milch und Käse einen hohen Produktionsüberschuss in Österreich gibt, wodurch auch viel günstiger Käse exportiert werde.

USA als Absatzmarkt eingebrochen

Auffällig ist, dass die Agrarexporte in die USA wertmäßig um 23 Prozent eingebrochen sind. Ein kleines Minus gab es auch bei den Niederlanden und Polen. Weiters fällt auf, dass es beim Schweinefleisch im ersten Halbjahr erstmals seit Langem mehr Importe als Exporte gab, während Rindfleisch deutlich stärker exportiert als importiert wurde. Einen Einbruch gab es im ersten Halbjahr bei den Getreideexporten, hier betrug das Minus im Jahresvergleich 24 Prozent.

Energiepreise machen Produkte teurer

Als Preistreiber will sich der Agrar- und Lebensmittelsektor aber nicht sehen. Es sei nun nach dem Zweiten Weltkrieg zum ersten Mal so, dass Nahrungsmittel teurer statt günstiger wurden, so die Chefin des Fachverbandes der Lebensmittelindustrie, Katharina Koßdorff. Das liege auch an den Energiepreisen, hier seien die langfristigen Lieferverträge zu Höchstständen abgeschlossen worden. Die Schweiz hat heute ihre Teuerungsrate für September bekannt gegeben, diese liegt bei 1,7 Prozent. Hierzulande beträgt die allgemeine Teuerung laut Schnellschätzung hingegen 6,1 Prozent.

AMA: Missstände in den Ställen im Promillebereich

Dass in letzter Zeit vermehrt widrigste Haltungsbedingungen in Tierställen vom Verein gegen Tierfabriken (VGT) aufgedeckt wurden – zum Teil auch von AMA-zertifizierten Betrieben – relativierte Mutenthaler-Sipek beim Pressetermin am Dienstag. Es würde sich hier nur um einen Promillebereich handeln, die AMA würde jede halbe Stunde einen der zertifizierten Landwirtschaftsbetriebe in Österreich vor Ort kontrollieren, versicherte sie. Es gäbe drei Kontrollstufen, wobei in der ersten Stufe die Kontrolle durch den Landwirt selbst erfolgt.