Es waren ambitionierte Pläne, die die Voestalpine am Standort in Fürstenfeld einst verfolgte, die aber letztlich nicht aufgegangen sind. Die "Voestalpine Wire Rod Austria GmbH" produziert dort u. a. Sägedrähte für die Photovoltaik-Industrie und andere Spezial-Drahtprodukte. "Die Fortführung der Produktion in Fürstenfeld ist aufgrund des geringen Volumens wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll", wird nun mitgeteilt.

Trotz "umfassender und mehrjähriger Restrukturierungsmaßnahmen und Investitionen, vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung, ist die Produktion von Sägedrähten für die Photovoltaik-Industrie am Standort Fürstenfeld wirtschaftlich nicht weiter darstellbar". Das hat Konsequenzen: So wird die Produktion der Spezial-Drahtprodukte (Reedkontakte) für die Elektronikindustrie an den Standort Bruck/Mur der Voestalpine Wire Austria GmbH verlagert. Die Fertigung der Sägedrähte für die Photovoltaik-Industrie wird mit Jahresende eingestellt.

Ersatzarbeitsplätze, Stahlstiftung, Sozialplan

Davon sind die 53 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Fürstenfeld betroffen. Sie wurden, nach Gesprächen mit dem Betriebsrat am Donnerstag, vom Schritt des Konzerns am Freitag in einer Betriebsversammlung informiert.

"Die Voestalpine möchte jedem betroffenen Beschäftigen eine bestmögliche, individuelle Lösung anbieten", lässt der Konzern wissen. So werde allen Beschäftigten des Standortes Fürstenfeld ein Ersatzarbeitsplatz an den Standorten der Voestalpine Metal Engineering Division in Bruck/Mur, Leoben, Kindberg und Kapfenberg angeboten. Die Distanz zwischen dem südoststeirischen Fürstenfeld und den obersteirischen Voestalpine-Hochburgen ist freilich nicht unbeträchtlich.

"Alternativ gibt es für die Beschäftigten, für die ein anderer Standort nicht infrage kommt, die Möglichkeit, in die Stahlstiftung der Voestalpine einzutreten, um sich neu zu orientieren oder weiterzubilden", teilt das Unternehmen mit. Zusätzlich werde ein Sozialplan mit der Belegschaftsvertretung erarbeitet, "um eine sozialverträgliche Lösung für alle Betroffenen zu finden". Die Beschäftigten werden noch am Freitag beim Frühwarnsystem des AMS angemeldet.

Verdreifachte Energiepreise

Hauptgrund für die Maßnahmen sei "die Abwanderung der europäischen Photovoltaik-Industrie nach China sowie zuletzt die in Folge des Russland-Ukraine Kriegs massiv gestiegenen Energiepreise in Österreich". Dies habe zu "übermäßigen Kostensteigerungen und negativen wirtschaftlichen Auswirkungen auf den Standort Fürstenfeld geführt". In Fürstenfeld sind beispielsweise zwei Wärmenbehandlungsschritte für die Drähte im Einsatz, eine wird mit Strom, die andere mit Gas betrieben, hier habe sich der Energiepreis zur Zeit vor dem Krieg in der Ukraine verdreifacht, wird argumentiert.

Vier Sonderabschreibungen getätigt

Die in Fürstenfeld produzierten Sägedrähte für die Photovoltaik-Industrie seien dadurch nicht mehr international konkurrenzfähig. Die Fertigung müsse daher bis Ende des Jahres eingestellt werden. Das Grundstück in Fürstenfeld bleibt im Besitz der Voestalpine, Gespräche über einen etwaigen Verkauf gebe es noch nicht, so Konzernsprecher Peter Felsbach.

Unter einem wirklich guten Stern stand die Produktion in Fürstenfeld nie. So sind 2018 rund 35 der damals 80 Beschäftigten gekündigt worden – der ursprüngliche Plan, dass einmal deutlich über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Fürstenfeld arbeiten sollen, wurde nie erreicht.  

Die Voestalpine hat im Zusammenhang mit dem Standort Fürstenfeld in den letzten Jahren vier Sonderabschreibungen vorgenommen, in Summe ergibt sich daraus ein "mittlerer zweistelliger Millionenbetrag", wie es heißt. Es sollen 50 bis 60 Millionen Euro gewesen sein, inklusive der Verluste, die über die Jahre am Standort angelaufen sind. Insbesondere die Forschungs- und Entwicklungstätigkeit in Fürstenfeld habe aber "wichtige Erkenntnisse gebracht, die auch am Standort in Bruck an der Mur genutzt werden".