Mit Jahresende könnte es heuer zum Jahresende österreichweit um 200 Lebensmittelnahversorger weniger geben als noch im Vorjahr. Christian Prauchner, der Obmann des Lebensmittelhandels, schlägt daher Alarm: "Während verschiedene Akteure versuchen, den Lebensmittelhandel für die hohe Inflation verantwortlich zu machen, kämpfen zahlreiche Nahversorger ums Überleben." Er sieht darin eine "direkte Folge der anhaltenden Energiekrise". Prauchner fordert, dass der bereits Ende 2022 beschlossene "Energiekostenzuschuss 2" nun endlich rasch in Kraft treten müsse, um die massiv gestiegenen Energiekosten für die Betriebe abzufedern.

Laut Schätzungen der Wirtschaftskammer werde bis zum Ende dieses Jahres "die traurige Bilanz von 200 geschlossenen Nahversorgern verzeichnet werden". Sollte der Energiekostenzuschuss 2 "nicht rasch in Kraft treten, droht diese Zahl dramatisch anzusteigen". 

"Von entscheidender Bedeutung"

"Die Regierung hat den Energiekostenzuschuss bereits Ende 2022 beschlossen, um den Unternehmen bei der Bewältigung der steigenden Energiekosten zu helfen. Dieser Schritt war von entscheidender Bedeutung, um die wirtschaftliche Gesundheit unserer Betriebe sicherzustellen. Bedauerlicherweise wurden die für diese Unterstützung vorgesehenen bis zu 150 Millionen Euro bis dato nicht ausgezahlt", betont Prauchner in einer Aussendung. 

Damit der Zuschuss noch rechtzeitig umgesetzt werden kann, sei es dringend erforderlich, dass die Richtlinie bis spätestens Ende September in Brüssel vorliegt. "Nur so kann die geplante Antragsfrist von Mitte Oktober bis Anfang November eingehalten werden. Uns bleiben also nur wenige Tage", so Prauchner. 

Stromkosten um 226,1 Prozent gestiegen

Als Beispiel für die "dramatische Lage für diese Kaufleute" führt die Wirtschaftskammer einen Nahversorger aus Oberösterreich mit fünf Beschäftigten an, der seine Zahlen offengelegt hat: Demnach seien die Stromkosten von Januar bis Mai 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 226,1 Prozent gestiegen. "Während der Kaufmann im Vergleichszeitraum 2022 noch einen bescheidenen Überschuss verzeichnen konnte, machen die Energiekosten 2023 bereits mehr als 40 Prozent des Deckungsbeitrags aus", wird betont. Nach Abzug aller weiteren Kosten ergebe sich bereits für die ersten fünf Monate des Jahres ein Verlust von mehr als 10.000 Euro. Ohne Unterstützung werde der Kaufmann das Jahr wirtschaftlich nicht überleben.

Prauchner appelliert: "Wenn wir nicht wollen, dass unsere Nahversorgung stirbt und damit die Lebensqualität in unseren Dörfern und Gemeinden, müssen wir umgehend handeln." Es dürfe nicht zugelassen werden, "dass unsere Kaufleute aufgrund bürokratischer Hindernisse und politischer Diskussionen in ihrer Existenz bedroht werden".