Für eine Überraschung sorgt die türkische Zentralbank mit dem am Donnerstag beschlossenen massiven Zinsschritt. Die Währungshüter setzen den Schlüsselsatz um 7,5 Prozentpunkte auf 25 Prozent hoch, um gegen die ausufernde Inflation vorzugehen.

Es ist bereits die dritte Zinserhöhung, seitdem die Notenbank in Ankara unter ihrer neuen Chefin Hafize Gaye Erkan eine Kurswende eingeleitet hat. Befragte Volkswirte hatten lediglich mit einer Zinserhöhung um 2,5 Prozentpunkte gerechnet.

48-prozentige Inflation

Die Zentralbank bekräftigte zudem, sie stehe bereit, die Geldpolitik nötigenfalls weiter zu straffen. Die Inflation war zuletzt im Juli auf fast 48 Prozent nach oben geschossen, nachdem sie zuvor acht Monate in Folge gesunken war. Das von den Währungshütern angestrebte Inflationsziel von fünf Prozent liegt damit in weiter Ferne.

Bereits Ende Juli informierte die neue Notenbank-Chefin Hafize Gaye Erkan über die Inflation
Bereits Ende Juli informierte die neue Notenbank-Chefin Hafize Gaye Erkan über die Inflation © APA/AFP/Turkish Central Bank Pre

Mit dem jüngsten Schritt steigt der Leitzins in der Türkei auf das höchste Niveau seit 2019. Die Landeswährung Lira, die in den vergangenen Wochen zum Dollar fast täglich neue Rekordtiefs markierte, kletterte nach dem Zinsbeschluss zeitweise um mehr als drei Prozent. Die Aktienkurse türkischer Banken schossen um zehn Prozent in die Höhe.

Politische Kehrtwende

"Die Zinserhöhung sendet ein sehr starkes Signal, dass die Bank entschlossen ist, die Inflation einzudämmen", kommentierte Währungsanalyst Piotr Matys von "In Touch Capital Markets" die Entscheidung. Allerdings, so Matys, "werden sich zumindest einige Anleger fragen, ob die Erhöhung um 750 Basispunkte von Präsident Erdoğan genehmigt wurde".

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte im Juni nach seiner Wiederwahl die ehemalige Wall-Street-Bankerin Erkan zur Zentralbank-Chefin ernannt und den Weg für eine Kehrtwende in der Geldpolitik frei gemacht. Er ernannte zudem im Juli drei neue Währungshüter. Erdoğan hatte sich lange gegen höhere Zinsen ausgesprochen und vielfach Druck auf die Notenbank ausgeübt. Die Notenbank sah sich wegen schrumpfender Devisenreserven und dem Absturz der Lira zum Handeln gezwungen. Zeitweise war die Inflationsrate im vergangenen Jahr auf über 85 Prozent gestiegen.

Steigende Zinsen machen eine Währung für Investoren attraktiver. Der Kurs der Lira ist in den vergangenen zwei Jahren zum Dollar um rund 70 Prozent eingebrochen. Vor dem Kurswechsel der Notenbank hatte der Leitzins in der Türkei im Mai noch bei 8,5 Prozent gelegen.