Vom Espresso zur Melange, vom Energy-Drink zum Mineralwasser, vom Verhackert-Aufstrich zur Jausenwurst - in der Grazer Heinrichstraße gibt es auf ein paar Quadratmetern alles, was das Herz begehrt. Nur hinter Glasscheiben, anstatt offener Regale - wir befinden uns im Automatenshop von Andreas Pettinger.

Der Unternehmer verkauft, vermietet und least Automaten und betreibt in der Steiermark und Kärnten sechs Automatenshops, drei davon allein in Graz. Seiner Erfahrung nach hat sich die Pandemie auf die Automatenverwendung ausgewirkt. „Das Automatengeschäft hat durch Corona auf alle Fälle zugenommen“, so Pettinger. Nicht nur im städtischen Bereich, viele Landwirte und Direktvermarkter haben in der Pandemie auf den Automatenverkauf gesetzt.

Betreibt vier Automaten in Graz: Andreas Pettinger.
Betreibt vier Automaten in Graz: Andreas Pettinger. © kk

Die Covid-Pandemie hat Automaten in gewisser Weise vor den Vorhang geholt. Kontaktlose Zahlungsmöglichkeiten kamen in Mode, die Verkaufsware war den ganzen Tag verfügbar und für den Einkauf am Automaten benötigte man keine Maske. „Bevor man für ein Getränk in ein Geschäft ging, hat man sich das eher am Automaten herausgedrückt. Die Leute haben heutzutage eh immer weniger Zeit“, sagt Pettinger. Größtenteils sind es junge Menschen, die bei seinen Automatenshops einkaufen.

Potenzial für weitere Nutzungen

Schätzungen der Österreichischen Verkaufsautomaten Vereinigung (ÖVV) zufolge waren im Jahr 2022 rund 140.000 Automaten in Österreich in Betrieb. Im Jahr 2013 waren es noch 91.000, erzählt Klaus Irmler, Vizepräsident des ÖVV. Er sieht auch weiterhin Potenzial im Automatengeschäft.

Ein Beispiel unter vielen: „Wenn ein Mitarbeiter in einem Betrieb neue Handschuhe benötigt, muss dieser nicht beim Meister fragen und der Meister muss die Handschuhe holen. Der Mitarbeiter kann selbst diese aus einem Automaten holen. Die Handschuhe könnten dann auch dem Mitarbeiterkonto zugeordnet werden“, so Irmler. Die Arbeitszeit könne dadurch effizienter genutzt werden.

Zugleich sieht Irmler, dass der covidbedingte Boom von Neuaufstellungen durch Quereinsteiger in der Branche wieder abflacht. Vor allem, weil neue Betreiber den Automatenbetrieb unterschätzt haben. „Durch die Inflation haben sich auch unsere Betriebskosten erhöht. Außerdem kommen technische Herausforderungen hinzu sowie die Abrechnung beim Finanzamt. Einfach einen Automaten irgendwo hinstellen, reicht nicht“, sagt Irmler. Auch alteingesessene Betreiber stehen durch die Inflation vor großen Herausforderungen. Die Kosten für Rohstoffe (z. B. Zucker oder Kaffee) haben sich eklatant erhöht.

Klaus Irmler, Vizepräsident der Österreichischen Verkaufsautomaten Vereinigung
Klaus Irmler, Vizepräsident der Österreichischen Verkaufsautomaten Vereinigung © kk

Andreas Pettinger erwähnt zudem, dass man aufgrund von Strom- und Pachtkosten eine hohe Kapitalbindung benötigt, was auch gerne übersehen wird.

Schrödingers Öffnungszeiten

Auch die Wirtschaftskammer sieht ein Abflachen des Automaten-Hypes. „Dort, wo Nahversorger fehlen, funktioniert es gut. Aber wann geht man prinzipiell zu Automaten? Wenn man etwas vergessen hat“, sagt Sigrid Spath, Obfrau des Lebensmittelhandels in der WKO Steiermark. Zudem seien die Öffnungszeiten von Automatenshops nicht klar definiert.

Laut dem Öffnungszeiten-Gesetz sind Automaten nämlich nicht an die vorgegebenen Öffnungszeiten des Handels gebunden. Betreibt ein Unternehmen einen geschlossenen Raum, in dem sich ausschließlich Verkaufsautomaten befinden, würde dies eine (weitere) Betriebsstätte des Handelsgewerbes entsprechen und folglich auch als „Verkaufsstelle“ im Sinne des Öffnungszeitengesetzes, heißt es seitens der Wirtschaftskammer. Dies hat schon zu Debatten geführt.

„Grundsätzlich übersieht der Gesetzgeber die Vending-Branche in einigen Bereichen oftmals“, so Irmler. Beispielsweise stellen sich für ihn beim für 2025 angekündigten Pfandsystem in Österreich noch einige Fragen. „Der Aufwand, ein Pfandsystem abzuwickeln, ist enorm hoch, die Zeit zur Umsetzung wird bis 2025 knapp, vor allem da die entsprechenden Verordnungen vom Gesetzgeber noch nicht ausformuliert sind“, sagt Irmler. Ein Engpass in der Mitarbeiter- und Personenversorgung mit Kaltgetränken ist zu befürchten.

Dass die Automaten generell eine Zukunft haben werden, bezweifelt niemand der drei Experten. „Die Automaten werden sich sicher halten, weil sie 24 Stunden zur Verfügung stehen“, sagt Sigrid Spath. Aber irgendwann sei der „Plafond erreicht“. Mit kreativen Ideen habe man jetzt auch noch Platz in dem Markt, ist Andreas Pettinger überzeugt: „Ich habe einen Kunden, der Werkzeug im Automaten verkauft.“