VW entdeckt eine neue Nutzungsmöglichkeit für ausgediente E-Auto-Batterien und steigt in den Stromhandel ein. In Berlin wurde am Mittwoch das Geschäft am deutschen Markt der Strombörse Epex Spot aufgenommen. Im neuen "PowerCenter" in Kassel sollen künftig ausgemusterte Akkus aus Elektrofahrzeugen Strom für den Börsenhandel zwischenspeichern, kündigte die VW-Ladenetzsparte Elli an.
In dem Pilotprojekt kommen zunächst 28 Batteriesysteme und 38 Zellmodule aus dem Kleinwagen E-Up zum Einsatz. Bei niedrigen Strompreisen, wenn viel Wind- und Solarenergie verfügbar ist, sollen sie Strom aus dem Netz zwischenspeichern. Bei hohen Preisen und knappem Angebot sollen sie den Strom wieder ins Netz abgeben. VW ist laut Epex der erste Automobilkonzern, der in Deutschland in den Stromhandel einsteigt.
Neue Geschäftsmodelle
Das neue Geschäftsfeld ist Teil der Strategie, mit der VW nach Nutzungsmöglichkeiten für ausgemusterte E-Auto-Batterien sucht, bevor sie im dritten Schritt wiederverwertet werden sollen. Zugleich wolle man damit "neue, umsatzstarke Geschäftsmodelle entwickeln" und helfen, das Stromnetz zu stabilisieren, sagte Elli-Chef Giovanni Palazzo laut Mitteilung. Zwischenspeicher für erneuerbare Energien gelten als wichtige Voraussetzung für die Energiewende.
Auch andere Autobauer nutzen bereits ausgediente Batterien als stationäre Stromspeicher. BMW hatte 2017 in Leipzig eine sogenannte Speicherfarm mit bis zu 700 BMW-i3-Akkus in Betrieb genommen, um die Energie aus vier werkseigenen Windrädern zwischenspeichern. Audi nutzt seit Ende 2021 Lithium-Ionen-Akkus aus Erprobungsfahrzeugen in seinen "Charging Hub" genannten Schnellladestationen.