Rund 180.000 Kelag-Kunden werden ab 1. August mehr für den Strom zahlen. Denn wie berichtet, erhöht der Kärntner Energieversorger die Strompreise von derzeit 13,04 auf 19,80 Cent (Vorteilstarif bei Bindung) bzw. 24,84 Cent (Normalpreis) je Kilowattstunde. Der Strompreis allein, zu dem noch Netzgebühr und Steuern hinzukommen, steigt um rund 90 Prozent. "Ein Großteil, also 85 bis 90 Prozent, der Kunden hat derzeit den 13,04-Cent-Tarif, der auch dem Grundversorgungstarif entspricht", sagt Kelag-Vertriebsleiter Alexander Jordan. Der Durchschnittskunde (3500 kWh Verbrauch) werde pro Monat sechs bis elf Euro brutto mehr bezahlen. In einzelnen Fällen macht die Strompreiserhöhung aber rund 300 Prozent aus. "Das sind Altverträge, die von einer geringen Preisbasis starten", versucht Jordan zu relativieren.

Da etliche Energieversorger, wie zuletzt die Tiwag, aktuell ihre Strompreise senken, ist die Empörung in Kärnten über die Erhöhung der Kelag zu diesem Zeitpunkt entsprechend groß. Jordan hält dagegen, dass die Kelag in Zeiten, in denen Kunden anderer Energieversorger deutlich mehr zahlen mussten, von einem niedrigen Tarif profitiert hätten. Und auch jetzt sei die Kelag mit dem Vorteilstarif bei Bindung im unteren Segment. Ob die von der Erhöhung betroffenen Kunden die Meinung teilen, darf hinterfragt werden. Denn sowohl bei der Kelag als auch bei der Kärntner Arbeiterkammer, die eine Klage gegen die Preiserhöhung eingebracht hat, laufen die Telefone heiß. Laut Jordan wurden allein am Montag 4000 Kundenkontakte gezählt.

Günstigerer Tarif bei 12-Monats-Bindung

Die meisten Kunden würden den Vorteilstarif mit zwölfmonatiger Bindung wählen, der nicht nur einen Preisvorteil, sondern auch Preisgarantie biete. Angesichts möglicher Preiskapriolen aufgrund geopolitischer Entwicklung sei dieser eine gute Wahl, meint Jordan. Ganz so eindeutig fällt das Urteil des Konsumentenschutzes der Arbeiterkammer allerdings nicht aus. "Wir geben keine Empfehlung ab, sondern nennen den Konsumenten die Vor- und Nachteile der verschiedenen Varianten. Entscheiden muss jeder selbst", sagt Stephan Achernig, Leiter des AK-Konsumentenschutzes.

Der von der Kelag gebotene Vertragswechsel zum Vorteilstarif mit zwölfmonatiger Bindung habe zwar den Pluspunkt der Preisgarantie, doch man könne in der Zeit nicht zu einem günstigeren Anbieter wechseln und könne auch keine Erstattung in Anspruch nehmen, falls die AK-Klage erfolgreich ist. Dies wäre jedoch möglich, falls man die Erhöhung einfach zur Kenntnis nimmt und der bestehende Vertrag aufrecht bleibt. "Das hat zwar die Nachteile, dass der Tarif höher ist und weitere Preissteigerungen möglich sind. Es könnte aber auch Senkungen geben", sagt der Konsumentenschützer. Dritte Option wäre ein Anbieterwechsel, für den man einen Tarifrechner zurate ziehen sollte. Wer dies in Erwägung zieht, wird bis Ende Oktober von der Kelag versorgt.

Günstigster Anbieter wird teurer

Die Kelag, bisher günstigster Landesenergieversorger, erhöht den Strompreis, andere senken ihn teils kräftig ab.

Mit dem noch bis Ende Juli gültigen Tarif von 13,04 Cent brutto je Kilowattstunde (kWh) gehört die Kelag derzeit zu den günstigsten Landesenergieversorgern Österreichs. Das ändert sich mit August aber schlagartig, sobald der Standardtarif um 90 Prozent auf 24,84 Cent steigt (Vergünstigungen gibt es beim Abschluss eines Jahresvertrages). In anderen Bundesländern sinken die Stromtarife durchwegs: Die Tiroler Tiwag senkt den Preis nach scharfer Kritik am 24. Juli auf 18,84 Cent brutto/kWh inklusive Boni. Die Vorarlberger Illwerke reduzierten den Strompreis um 3 Cent auf ebenfalls 18,84 Cent. Die Energie Steiermark verrechnet 22,72 Cent je kWh, die Energieallianz aus EVN, Wien Energie und Burgenland Energie senkt den Preis per 1. Juli im Tarif "Optima Entspannt" auf 19,08 Cent brutto. Der Verbund vergünstigt den Brutto-Strompreis für Bestandskunden von 28,68 Cent auf 23,64 Cent pro kWh – allerdings müssen die Kunden dafür einen neuen Vertrag abschließen und damit ausdrücklich zustimmen.