Das Parlament in Chile hat am Dienstag eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit von 45 auf 40 Stunden gebilligt. Damit machte das Land den Weg frei für eine der kürzesten Arbeitswochen in Lateinamerika und schließt sich Ecuador und Venezuela an – den aktuell einzigen Staaten in der Region, in denen die Menschen 40 Stunden in der Woche arbeiten.

Die Verkürzung in Chile soll schrittweise über fünf Jahre erfolgen – zunächst auf 44 Stunden und in drei Jahren auf 42 Stunden pro Woche. "Dies ist ein Projekt, das einen großen Beitrag zu unserer Lebensqualität leisten wird", sagt Arbeitsministerin Jeannette Jara.

Arbeitsministerin Jeannette Jara
Arbeitsministerin Jeannette Jara © Wikipedia

Erfüllteres Leben

Der linksgerichtete chilenische Präsident Gabriel Boric lobte das Projekt, das "auf bessere Lebensbedingungen für alle abzielt". Verbesserungen wie die 40-Stunden-Woche seien "unerlässlich, um uns einem neuen, gerechteren Chile und einem erfüllteren Leben näher zu bringen", sagt Boric.

Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OSZE) ist Lateinamerika die Region mit den längsten offiziellen Wochenarbeitszeiten der Welt.

In Peru gilt noch immer die 48-Stunden-Woche.
In Kolumbien ebenfalls. Dort ist allerdings eine schrittweise Herabsetzung auf 42 Stunden geplant.
Argentinien hält wie Peru an der 48-Stunden-Woche fest.
Auch in Mexiko beträgt die Wochenarbeitszeit immer noch 48 Stunden. Dort wurde zuletzt die Zahl der Urlaubstage für Beschäftigte privater Unternehmen von sechs auf zwölf Tage pro Jahr erhöht.
Auch in Bolivien und Panama beträgt die Wochenarbeitszeit 48 Stunden.
In Brasilien beträgt sie 44 Stunden.

In Österreich unterzeichneten Anfang 1959 ÖGB und Wirtschaftskammer einen Generalkollektivvertrag. Damit trat ab 1. Februar die 45-Stunden-Arbeitswoche für zahlreiche gewerbliche Betriebe in Kraft. Mit November 1959 wurde die 45-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich schließlich in allen österreichischen Branchen eingeführt. Ein erster Etappensieg zur generellen Arbeitszeitverkürzung in Österreich.

Ein eigenes österreichisches Arbeitszeitgesetz gab es erst ab 1970. Seit 1970 wurde die Arbeitszeitregelung Schritt für Schritt heruntergesetzt und seit 1975 ist die 40-Stunden-Woche als maximale Normalarbeitszeit in allen Kollektivverträgen verankert. In einigen Branchen gilt sogar die 38,5 Stunden Woche.