Die EZB wird nach Angaben ihres Chefvolkswirts Philip Lane voraussichtlich im Mai die Zinsen erneut anheben, sollten die jüngsten Konjunkturprognosen der Notenbank-Ökonomen Bestand haben. "Wenn diese Projektionen bis zur Mai-Sitzung in der Spur bleiben, dann wird eine Zinserhöhung angemessen sein", sagte Lane in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der Cyprus News Agency. Im März seien Konjunkturvorhersagen für die nächsten Monate vorgelegt worden.

In den kommenden Wochen müsse nun geschaut werden, ob die hereinkommenden Wirtschaftsdaten diese Prognosen unterstützen. Die nächste Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) ist für den 4. Mai geplant.

"EZB muss datenabhängig beurteilen"

"Wenn die Grundannahmen, die wir vor dem Bankenstress entwickelt haben, Bestand haben, wird eine weitere Anhebung im Mai angemessen sein", merkte Lane an. Die EZB müsse jedoch datenabhängig beurteilen, ob diese Annahmen zum Zeitpunkt der Mai-Sitzung noch gültig seien. Den EZB-Währungshütern waren zu ihrem Zinstreffen Mitte März neue Wachstums- und Inflationsprognosen der hauseigenen Notenbank-Ökonomen vorgelegen. Diese Prognosen wurden allerdings zu einem Zeitpunkt abgeschlossen, der noch vor den jüngsten Turbulenzen im Bankensektor lag.

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Die EZB hat im Kampf gegen die hohe Inflation seit der Zinswende im Juli 2022 die Zinsen bereits sechs Mal in Folge angehoben – zuletzt Mitte März um 0,50 Prozentpunkte. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit inzwischen bei 3,0 Prozent.