Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hatte in der Pressestunde gefordert, Asylwerbern mit guten Chancen darauf, im Land bleiben zu können, den Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Dem hat sich zuletzt auch der Tiroler Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser angeschlossen. Er schlug vor, dass man Asylwerber nach drei oder sechs Monaten zum Arbeitsmarkt zulassen könne. Dadurch könne man die Menschen einerseits integrieren, andererseits würde dem Arbeitskräftemangel entgegengewirkt. Er verwies auch darauf, dass sich die deutsche Bundesregierung in der Vorwoche auf neue Regeln zur Zuwanderung von Arbeitskräften geeinigt habe.
Wie berichtet, soll das Paket, das u. a. auch ein Punktesystem vorsieht, gut integrierten Ausländern, die schon mehrere Jahre ohne gesicherten Status in Deutschland leben, eine Perspektive bieten. "In Deutschland wird gehandelt und nicht nur geredet", so Walser.
Leitartikel
Vereinfachter Zugang?
Soll es einen vereinfachten Zugang für Asylwerber zum Arbeitsmarkt geben? Der steirische Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk plädiert zumindest dafür, dass es "keine Denkverbote bei Lösungsansätzen geben sollte, speziell was Fachkräfte aus Drittstaaten betrifft". Trotz wirtschaftlich schwieriger Rahmenbedingungen sei man nicht nur mit einem Mangel an Fachkräften, sondern einem generellen Mangel an Arbeitskräften konfrontiert, so Herk unter Verweis auf demografische Entwicklungen und Pensionierungswellen. "Deutschland hat dieser Tage ein neues Punktesystem mit wesentlichen Erleichterungen für den Fachkräfte-Zuzug angekündigt. Eine vergleichbare Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte wäre dringendst notwendig", so Herk.
Alle Potenziale im Land heben
Darüber hinaus müsse man "natürlich auch alle Potenziale im Land heben". Zusätzlich trete die Wirtschaftskammer dafür ein, "jugendlichen Asylwerbern in Lehre nach deren Abschluss den Umstieg auf die Rot-Weiß-Rote-Karte zu ermöglichen". Es könne nicht sein, "dass unsere Betriebe gut integrierte Jugendliche ausbilden und dann nicht in ihrem Betrieb beschäftigen können".
Kärntner skeptisch
Der Obmann der Kärntner WK-Sparte Gewerbe und Handwerk, Klaus Kronlechner, ist hinsichtlich eines freien Zugangs für Asylwerber zum Arbeitsmarkt skeptisch: "Wir suchen händeringend gute Facharbeiter. Viele Asylwerber haben aber gar keine Ausbildung, auch die Sprache ist meistens eine große Barriere." Je technik-affiner die
Tätigkeit, desto weniger kämen nicht ausgebildete Asylwerber dafür infrage. Anders gelagert sei die Sache bei Hilfstätigen im Bau- und Baunebengewerbe, meint Kronlechner. "Dort lasse ich es mir noch am ehesten einreden." Er verschließe sich nicht, die Lehre für Asylwerber zu erleichtern – "Sprachkenntnisse vorausgesetzt". Nach Lehrabschluss soll der Umstieg auf die Rot-Weiß-Rot-Karte möglich sein.
Für Kronlechner, der den auf Auslandsreisen befindlichen Kärntner WK-Präsidenten Jürgen Mandl vertritt, ist aber ein "kompatibles Wertesystem Voraussetzung für jede Form von Beschäftigung".