Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat Europa seine Abhängigkeit von Öl und Gas bewusst gemacht und in Europa – wie auch weltweit – einen Boom beim Ausbau erneuerbarer Energie ausgelöst. Die EU hat sich das Ziel gesetzt, bis 2027 unabhängig von russischem Öl und Gas zu werden. Die am Weg dorthin im Programm Repower EU festgelegten Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energie werden jedoch laut Prognose der Internationalen Energieagentur IEA deutlich verfehlt.

Bis 2027 hält es die IEA für realistisch, dass der Anteil der Erneuerbaren in der Stromproduktion Europas auf fast 55 Prozent steigt – das reicht aber nicht am Weg zum EU-Ziel von 69 Prozent. Der Transportsektor könnte zu 16 Prozent auf erneuerbare Energie umgestellt sein – die EU bräuchte aber laut Repower EU mehr als das Doppelte. Und auch beim Heizen und Kühlen schafft die EU laut IEA-Prognose nur ein wesentlich geringes Wachstum, als es nötig wäre.

Die IEA hat ihre Prognose für den Zuwachs bei Erneuerbaren im Vergleich zum Vorjahresbericht um 30 Prozent erhöht. Das deutlich beschleunigte Wachstum bei alternativen Energieträgern halte die Hoffnung am Leben, doch noch die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken, schreibt die IEA.

Fossile Energieträger

Der weltweite Mehrbedarf an Strom kann zu über 90 Prozent mit Erneuerbaren gedeckt werden, im Wesentlichen mit Wind und Photovoltaik. Das bringt aber noch keinen Rückgang beim Einsatz fossiler Energieträger mit sich, sondern eine Stagnation bei der Kohleverstromung und einen leichten Anstieg für Gaskraftwerke.

Die installierte Leistung für PV wird sich im wahrscheinlichsten Szenario bis 2027 global auf 2350 Gigawatt (GW) verdreifachen und dann höher sein als die Leistung bei Kohlekraftwerken. 2027 dürften auch erstmals mehr Windkraftwerke in Betrieb sein als Wasserkraftwerke. 40 Prozent des weltweiten Stroms werden dann aus erneuerbaren Quellen stammen. Groß-Photovoltaik-Anlagen sind in dieser Periode in einer Mehrheit aller Staaten die kostengünstigsten neuen Kraftwerke.

Die weltweite Kapazität Strom aus Wind zu erzeugen, wird sich in den fünf Jahren bis 2027 verdoppeln. Europa wird aber Weltmarktanteile verlieren, weil das Wachstum in China und den USA deutlich höher ausfällt.