Die Hiobsbotschaften um die Kryptobörse FTX reißen nicht ab. Nun hat das Unternehmen in Delaware die Insolvenz nach Chapter 11 beantragt. Das Ziel sei weiterhin die Sanierung des Unternehmens. Schon zuvor gab die Wertpapieraufsicht der Bahamas bekannt, Vermögenswerte von FTX Digital Markets eingefroren zu haben. Außerdem wurde Gerichtsantrag auf Insolvenz und Abwicklung gestellt. Die Schieflage der großen Handelsplattform für Digitalwährungen wie Bitcoin hält den Kryptomarkt seit Tagen in Atem.

FTX Digital Markets ist ein auf den Bahamas ansässiges Unternehmen aus dem Krypto-Imperium von US-Unternehmer Sam Bankman-Fried und betreibt die strauchelnde Kryptobörse FTX.com. Der Wertpapieraufsicht zufolge steht die Firma unter anderem unter Verdacht, Kundengelder veruntreut zu haben.

FTX.com war nach enormen Mittelabzügen in Liquiditätsnot geraten. Am Mittwoch sah es zunächst so aus, als ob der Konkurrent Binance das Unternehmen übernimmt. Doch dieser Plan scheiterte. Ohne eine riesige Geldspritze droht FTX.com nun die Insolvenz. Viele Kunden fürchten um ihr Geld.

Kundenflucht

Die Kryptoplattform war am Sonntag in Zahlungsschwierigkeiten geraten, nachdem Zweifel an den Kapitalreserven zu einer Kundenflucht und Mittelabzügen im Milliardenvolumen geführt hatten. Mittlerweile werden auch FTX-Nutzer in den USA immer nervöser. Eigentlich sind das internationale und das US-Geschäft von FTX getrennt.

Bankman-Fried bemühte sich am Donnerstag über Twitter, die Lage zu beruhigen und behauptete, FTX.US sei zu "100 Prozent liquide". Doch zugleich kündigte die Plattform an, den Handel womöglich für ein paar Tage auszusetzen. US-Medien berichteten zudem, dass Mitarbeiter in den USA in einer Art Notverkauf versuchten, Firmenteile zu Geld zu machen.

Für Kunden und Investoren wird die Lage immer kritischer. Sollte Bankman-Fried nicht überraschend irgendwo einige Milliarden Dollar auftreiben, dürfte zumindest FTX.com nicht mehr zu retten sein. Dabei hatte der 30-jährige Krypto-Unternehmer am Dienstag noch versichert, dass alle Einlagen geschützt seien und voll ausgezahlt würden. Gerüchte über eine Geldnot wies er als falsch zurück.

Zahlungsstopp bei BlockFi

Vor diesem Hintergrund wurden in den USA Forderungen nach einer strengeren Regulierung des Sektors lauter. Außerdem froren Behörden der Bahamas einige Aktiva einer FTX-Tochter ein. "Von den USA über Japan bis zu den Bahamas haben Regulierer bereits eingegriffen", sagte Kami Zeng, Chef-Analyst des auf Kryptowährungen spezialisierten Vermögensverwalters Fore Elite. "Da kommt noch mehr."

Unterdessen stoppte die Kryptobank BlockFi, die im Sommer von FTX übernommen werden sollte, vorerst sämtliche Abhebungen von Kundengeldern. Beim Brokerhaus Genesis stehen nach eigenen Angaben 175 Mio. Dollar im Feuer, die in Handelsgeschäften an der FTX stecken. Die Kryptobörse war in den vergangenen Tagen in Schieflage geraten, weil Kunden massenhaft Gelder abzogen. Branchenprimus Binance wollte FTX daraufhin übernehmen, machte im letzten Moment aber einen Rückzieher.

Bitcoin profitierte am Donnerstag von der allgemeinen Erholung am Finanzmarkt und lag zuletzt bei knapp 17.300 Dollar. Am Mittwoch hatte die Sorge um FTX ihn auf ein Zweijahrestief unter 16.000 Dollar gedrückt.