Die Konjunktur in Österreichs Industrie trübt sich im Oktober weiter ein. Der Einkaufsmanagerindex der UniCredit Bank Austria fiel auf 46,6 Punkte und liegt damit den dritten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle (50 Zähler). Ausschlaggebend für die Entwicklung war ein deutlicher Rücksetzer bei den Neuaufträgen. Die Anzeichen, dass die heimische Industrie in eine Rezession geschlittert ist, hätten sich damit deutlich verstärkt, schreibt die Bank in einer Aussendung.
Der Subindex für die Neuaufträge sank von September auf Oktober besonders deutlich von 38,6 auf 32,9 Punkte. Der Nachfragerückgang habe die Unternehmen überrascht. "Die Anpassung an die geringeren Produktionserfordernisse erfolgte so verhalten, dass die Lagerbestände an Vormaterialien im Oktober zunahmen, sogar stärker als im Vormonat", wird der Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl zitiert. "Auch die Bestände in den Fertigwarenlagern stiegen weiter an, da die zunehmende Ausgabenzurückhaltung der Kunden aufgrund von Rezessionsängsten öfters zur Stornierung bzw. Aufschiebung von Aufträgen führte".
Insgesamt entspricht die Entwicklung in Österreich der gesamteuropäischen. Auch der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die Industrie des Euroraums sank im Oktober auf 46,6 Zähler. "Im Vergleich zur europäischen Entwicklung zeigte sich in Österreichs Industrie im Oktober jedoch ein etwas stärkerer Einbruch der Nachfrage, insbesondere aus dem Ausland", erklärt der Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. "Dagegen war die Lage am Arbeitsmarkt klar besser als im Euroraum."
Steigender Arbeitskräftebedarf
Tatsächlich stieg die Beschäftigung in der heimischen Industrie sogar noch stärker als im September, der entsprechende Subindex kletterte im Oktober auf 56,2 Punkte. Der steigende Bedarf an Arbeitskräften in der Erholungsphase nach der Coronakrise konnte nicht schnell genug gedeckt werden, sodass trotz "bereits laufender Anpassung der Produktionskapazitäten an die nachlassende Nachfrage noch immer ein Nachholbedarf besteht", heißt es in der Aussendung.
Zu Beginn des vierten Quartals standen in Österreichs Industrie etwa 20.000 Arbeitssuchende knapp 15.000 offenen Stellen gegenüber. Besonders in Salzburg, Oberösterreich und Tirol sei der Arbeitskräftemangel besonders akut. "Bei einer Arbeitslosenquote von 3 Prozent besteht in der heimischen Industrie derzeit praktisch Vollbeschäftigung", sagt Pudschedl.
Lieferketten
Etwas abgenommen haben aufgrund der niedrigeren Nachfrage die Lieferprobleme. Die Lieferzeiten hätten sich im Oktober im geringsten Ausmaß seit zwei Jahren verlängert. Auch die Kostendynamik habe sich etwas verlangsamt, wenn auch weiterhin auf sehr hohem Niveau. Gleiches gilt für die Preise, mit denen die Unternehmen die höheren Kosten aber erneut nicht in vollem Umfang an ihre Kunden weitergeben konnten.
Der Index für die Erwartungen der befragten Einkaufsmanagerinnen und -manager fiel dann leicht auf 36,2 Punkte. "Die weitgehende Stabilisierung der Geschäftserwartungen, der widerstandsfähige Arbeitsmarkt, die Entspannung der Lieferprobleme und die Aussicht auf eine schrittweise Beruhigung der Kostendynamik stützen unsere Annahme einer nur relativ kurzen und milden Schwächephase der österreichischen Industrie über den Winter", schließt Bruckbauer daraus.