Erstmals habe in Österreich die Zahl der zugelassenen Elektroautos die Marke von 100.000 Stück überschritten, rechnete der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) gestern vor. Der Anteil am gesamten Pkw-Bestand betrage zwei Prozent, bei den in den ersten neun Monaten neuzugelassenen Pkw würden 14,8 Prozent ausschließlich mit Strom fahren.
Passend dazu einigte sich das EU-Parlament in Straßburg mit großer Mehrheit auf seine Position zum Ausbau der Ladeinfrastruktur und dem Einsatz alternativer Kraftstoffe. So sollen bereits ab 2026 mindestens alle 60 Kilometer entlang der Hauptverkehrsrouten Ladestationen verpflichtend vorgeschrieben sein, entlang der Lkw-Routen soll es ab 2028 alle 100 Kilometer eine Wasserstofftankstelle geben. Gemeint sei damit der öffentliche, nicht der private Bereich, so Berichterstatter Ismael Ertug (S&D): „Zuletzt ging es nur um eine Richtlinie, diesmal ist es eine Verordnung.“ Derzeit gebe es in der EU nur 377.000 Ladestationen: „Das sind nur halb so viele, wie nötig wären.“ Geld für die Finanzierung sei vorhanden, es gäbe eine Reihe von nutzbaren Töpfen. Die Stationen sollen für alle Fahrzeugmarken zugänglich sein und die Bezahlung sollte „einfach und mit jeder Bankomat- oder Kreditkarte möglich sein“. Der Preis sollte pro Kilowattstunde oder pro Kilogramm angezeigt werden und er sollte „erschwinglich und vergleichbar“ sein.
Die Chefin des deutschen Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, lobte den Beschluss: "In den nun anstehenden Trilogverhandlungen sollte sich die Bundesregierung in Brüssel mindestens für die Vorschläge des Parlaments stark machen, um den schnellen Hochlauf der Elektromobilität nicht zu gefährden." Die EU müsse verpflichtend festlegen, inwieweit politisch nachgesteuert werde, wenn einzelne Mitgliedsstaaten die Ausbauziele verfehlten.
Umweltbelastung durch Schiffsverkehr
Neue Regeln soll es auch für den Schiffsverkehr geben, um dort den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 um 80 Prozent zu reduzieren. EU-Abgeordneter Jörgen Warborn (EVP) räumte ein, dass die Arbeitsplätze in der Schiffsindustrie, über die 70 Prozent des Warenverkehrs laufen, erhalten bleiben müssten und es auch Ausnahmen für kleinere Häfen und entlegenere Regionen gebe, aber dennoch soll nach und nach auf erneuerbare Kraftstoffe umgestellt und in den großen EU-Häfen Landstrom genutzt werden. Zur Umsetzung einigte man sich (im Gegensatz zu den Ladestationen) auf ein Sanktionsmodell. Die Maßnahmen gelten für Schiffe mit mehr als 5000 Bruttoregistertonnen, die für 90 Prozent der CO2-Emissionen in der Schifffahrt verantwortlich sind.
FPÖ hält dagegen
Zum Ausbau der Ladestationen gibt es aber auch kritische Stimmen aus Österreich, konkret vom FPÖ-EU-Abgeordneten Roman Haider, der selbst als Schattenberichterstatter im zuständigen Ausschuss war. Solar- und Windenergie würden niemals ausreichen, um den steigenden Strombedarf durch die E-Autos abzudecken, so Haider. Die heimische Auto-Industrie verliere ihre Sonderstellung durch das Know-How im Motorenbau, gleichzeitig gerate die Industrie durch "utopische Klimaziele" unter Druck.