Frankreichs Präsident Emmanuel Macron möchte sein Land im Zuge der Umstellung auf Elektroautos wieder zu einer großen Autonation machen. Das Ziel sei, ab 2030 jährlich zwei Millionen Elektroautos in Frankreich zu produzieren, sagte Macron am Montag auf dem Pariser Autosalon. Bis 2026/27 werde bereits die Schwelle von einer Million Elektroautos erreicht, und die Regierung werde der Branche helfen.
"Wir sind da, um langfristig zu unterstützen und zu begleiten, um Innovationen fortzusetzen, um aus Frankreich wieder ein großes Automobilland der Zukunft zu machen." Wenn Frankreich die Bevölkerung ermuntere, auf elektrische oder hybride Modelle umzusteigen, sei es wichtig, wieder eine französische Produktion zu haben – zur Reindustrialisierung des Landes, für das Klima und für Frankreichs Unabhängigkeit, sagte Macron. Beim Messerundgang des Präsidenten kündigte Carlos Tavares, Chef des Stellantis-Konzerns, die Fertigung dreier elektrischer Peugeot-Modelle im elsässischen Mülhausen an. Damit erhöhe sich die Zahl der in Frankreich produzierten E-Modelle von sechs auf zwölf.
Europäische Produktion fördern
Zugleich verteidigte Macron das Ziel, die Produktion bis 2035 vollständig auf Elektroautos umzustellen. "Das ist notwendig, um unsere Klimaziele einzuhalten und stellt eine Chance für die Reindustrialisierung unseres Landes dar", sagte er der Zeitung "Les Échos". Die Schwierigkeiten der französischen Autoindustrie hätten bereits vor dem Übergang zu Elektrofahrzeugen bestanden. Vor 20 Jahren habe Frankreich noch vier Millionen Fahrzeuge hergestellt. Während und nach der Coronakrise seien die Produktionszahlen auf 1,3 Millionen bis 1,5 Millionen gesunken. Die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte sei eine Gelegenheit für eine Trendwende.
Macron betonte die Notwendigkeit, angesichts der Konkurrenz aus China und den USA den Kauf von in Europa produzierten E-Autos zu fördern. Der Bonus zum Kauf eines E-Autos für Haushalte mit geringem Einkommen werde von 6000 auf 7000 Euro erhöht, sagte er "Les Échos". Begrenzt werden solle der Bonus auf Modelle bis 47.000 Euro Kaufpreis. Gut verdienende Haushalte sollen nur mehr mit 5000 Euro gefördert werden. Ab 2024 werde außerdem ein zinsgünstiges "soziales Leasingprogramm" mit Raten von 100 Euro im Monat eingeführt.
Modellpalette wird ausgeweitet
Die französischen Autobauer Peugeot und Renault planen den Ausbau ihrer Elektroautoproduktion am Heimatmarkt Frankreich. An beiden Unternehmen ist der Staat Frankreich Minderheitsaktionär. Die zum Stellantis-Konzern gehörende Marke Peugeot will in ihrer Fabrik in Mulhouse drei neue E-Automodelle – darunter die elektrischen Versionen der Limousinen 308 und 408 – vom Band rollen lassen, wie Konzernchef Carlos Tavares am Montag auf der Automesse in Paris ankündigte. Erzrivale Renault will das auf der Schau vorgestellte kleine Elektro-SUV Renault 4 in Maubeuge produzieren, der Verkaufsstart ist für 2025 geplant. An dem Standort in Nordfrankreich werden bereits die Elektroversionen von Megane und Kangoo hergestellt. Scenic und Renault 5 mit Batterieantrieb kommen bis 2024 in die Serienfertigung im Renault-Werk Douai. Bislang haben die französischen Marken erst vier E-Autos im Angebot, die Made in France sind.
Die Automesse in Paris, die alle zwei Jahre abwechselnd mit der deutschen IAA stattfindet, öffnete erstmals seit vier Jahren wieder ihre Pforten, da die letzte wegen der Coronapandemie ausgefallen war. Die deutschen Autobauer blieben fern. So präsentierte Mercedes-Benz zwar in Paris, aber getrennt von der Messe, in einem Kunstmuseum sein neuestes E-Automodell, das SUV EQE. Stärker als früher sind auf der Autoschau Elektroauto-Hersteller aus China präsent.