In die KV-Verhandlungen der privaten Sozialwirtschaft kommt Bewegung. Bei der ersten echten Verhandlungsrunde am vergangenen Freitag machte die Arbeitgeberseite den Arbeitnehmervertretern das Angebot, die Löhne und Gehälter um 7,18 Prozent zu erhöhen. "Das entspricht der durchschnittlichen Inflation der vergangenen elf Monate, also seit November 2021", erklärt Walter Marschitz, Geschäftsführer der Sozialwirtschaft Österreich, des größten Dachverbandes sozialer Organisationen in Österreich (SWÖ) mit 580 Mitgliederorganisationen und rund 130.000 Beschäftigten. Marschitz ist Chefverhandler für die Arbeitgeber.

Auf der Seite der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer führen die Gewerkschaften GPA und vida das Wort. Eva Scherz, Chefverhandlerin der GPA, macht im Gespräch mit der Kleinen Zeitung klar, dass 7,18 Prozent nicht ausreichen werden: "Wir sehen es als das, was es ist, als erstes Angebot. Wir bleiben bei unserer Forderung nach einer deutlichen Reallohnerhöhung." Wie hoch diese ausfallen soll, haben die Gewerkschafterinnen noch nicht beziffert. Möglicherweise tun sie dies am Mittwoch, wenn die nächste Verhandlungsrunde ansteht. Die Gewerkschaft wird daran mit dem "großen Verhandlungsteam" teilnehmen, erklärt Scherz. "Uns ist außerdem wichtig, dass niedrigere Einkommen stärker angehoben werden", fügt sie hinzu.

Streitpunkt Arbeitszeit

Die Teuerung ist das beherrschende Thema der aktuellen KV-Runde, bestätigen beide Seiten. "Es gibt eine Reihe weiterer materieller Forderungen", sagt Marschitz, "darüber werden wir am Mittwoch reden." Was die Arbeitgeber allerdings abgelehnt haben, ist eine weitere Reduzierung der Arbeitszeit; die 37-Stunden-Woche ab Jänner 2022 ist in den KV-Runden 2019/2020 nach hartem Ringen inklusive Warnstreiks paktiert worden. Die Branche leidet unter einem massiven Arbeitskräftemangel, sodass eine weitere Herabsetzung der Arbeitszeit für die Arbeitgeber derzeit kein Thema sei, bekräftigt Marschitz.

Die Gewerkschaft indes hat die 35-Stunden-Woche auch diesmal in ihrem Forderungskatalog stehen. "Wir sind der Meinung, dass die Arbeitszeit langfristig weiter gesenkt werden muss", sagt GPA-Verhandlerin Scherz. Das Thema komme in der Prioritätenliste "gleich nach der Teuerung". Das Ziel ist, dass der neue KV am 1. Jänner 2023 in Kraft tritt, bis jetzt beschreiben beide Seiten das Gesprächsklima als "gut" und "intensiv".