Bei der Arbeiterkammer Steiermark mehren sich inzwischen die Anfragen von besorgten Stromkunden. Denn einige Energielieferanten kündigen derzeit Bestandsverträge und bieten den Kunden Neutarife zu sehr hohen Preisen an. Rein rechtlich darf der Stromanbieter das mit einer achtwöchigen Kündigungsfrist auch machen.
Mit Ende Oktober enden etwa die Bestandsverträge für Kunden von Pull, einer Marke der Stadtwerke Klagenfurt. Es wird ein Folgevertrag angeboten mit einem Arbeitspreis von 62,68 Cent/kWh, inkl. Steuer. Auch Grünwelt Energie kündigt derzeit Bestandskunden, um eine Tarifumstellung auf einen Arbeitspreis von 99,9 Cent/kWh zu erreichen.
MAXENERGY beendet ebenfalls die Geschäftsbeziehungen zu Bestandskunden und bietet gar keinen neuen Vertrag mehr an. Die Firma schlaustrom GmbH stellt den Energievertrieb mit Ende Oktober überhaupt ein und hat alle laufenden Energielieferverträge gekündigt.
Recht auf Grundversorgung
"Uns rufen täglich Dutzende betroffene Kunden an", sagt AK-Experte Karl-Heinz Kettl. Es scheint so, als sei die Kündigung für manche Anbieter die einfachere Variante. Denn Stromanbieter könnten auch die Tarife erhöhen, müssten das allerdings drei Monate im Voraus bekannt geben. Eine Kündigung des Vertrags müsse hingegen nur acht Wochen im Voraus geschehen.
Sollte ein Kunde in dieser Zeit keinen neuen Anbieter finden, könne er sich bei jedem Anbieter melden und sein Recht auf Grundversorgung geltend machen. Dann bekommt er von dem Anbieter jenen Vertrag, den die meisten Kunden haben. Das dürfte dann wohl bei den meisten Lieferanten der Bestandsvertrag sein, sagt Kettl. Der AK-Experte betont, dass man die Forderung nach Grundversorgung auch nicht begründen müsse. "Wir interpretieren das als bedingungslos." In diesem Punkt sei auch zu erwähnen, dass die Energie Steiermark für Menschen mit GIS-Befreiung einen Sozialtarif anbietet.
Extreme Situation beim Gas
Eine dramatische Entwicklung zeichnet sich auch bei der Gaslieferversorgung ab. Hier wurden über den Sommer Tausende Verträge gekündigt. "Ich bin mir nicht sicher, ob über den Sommer jeder einen neuen Vertrag abgeschlossen hat." Die Neupreise hier sind nämlich extrem gestiegen und liegen für Neukunden bei rund 32 Cent pro kWh. "Vor der Krise waren es rund fünf bis sechs Cent pro kWh." In einer durchschnittlichen Altbauwohnung seien bald monatliche Vorschreibungen von 300 Euro denkbar.
Betroffenen Stromkunden rät die Arbeiterkammer dazu, den Tarifkalkulator der E-Control zu nutzen. Allerdings finden sich auch dort keine Tarife mehr unter 52 Cent/kWh brutto.
Roman Vilgut