Die Covid-Krise scheint nun für den Tourismus überwunden zu sein, oder?
OTMAR MICHAELER: Es kommen nach wie vor Stornierungen herein, weil Leute krank werden, die Buchungen sind extrem kurzfristig. Wenn Sie mich heute fragen, wie der August wird, kann ich Ihnen das nicht beantworten, weil jede dritte Buchung erst in dem Monat kommt, in dem der Urlaub stattfindet. Österreich ist heuer nicht so stark gebucht wie 2021.

Wegen der Rückkehr der Flugdestinationen?
Wir sehen heuer einen extremen Boom am Mittelmeer. Viele Leute, die 2020 und 2021 ihren Urlaub in der Nähe verbracht haben, wollen heuer wieder ans Meer fahren. Am meisten leiden darunter die Thermenregionen. Auch in Kärnten spüren wir, dass der große Boom heuer vorbei ist.

Wie zufrieden sind Sie mit der Sommersaison?
In Anbetracht der Pandemie sind wir mit der Sommersaison sehr zufrieden. Die Städte, die letztes Jahr eine Katastrophe waren, sind wieder zurück. In Summe macht unsere Gruppe im Juli und August um 25 Prozent mehr Umsatz als 2021.

Hitzewellen, Dürren und Brände im südlichen Europa haben keine Auswirkungen auf Buchungen?
Noch nicht. Hitzeperioden und Waldbrände häufen sich seit Jahren, die Gäste kommen trotzdem. Es ist aber auf jeden Fall ein Thema, das uns beschäftigt und ich will die Gefahr auf keinen Fall herunterspielen.

Nützt Ihnen das Flugchaos?
Man spürt an den Flughäfen ja, dass die Leute Lust haben zu verreisen und bereit sind, Belastungen auf sich zu nehmen. Die Frage ist, wie lange es noch dauert, bis erdgebundene Reisen wieder beliebter werden. Aber grundsätzlich: Die Flughäfen mussten ihre Kapazitäten von 0 auf 100 in kürzester Zeit wieder aufbauen. Ich kann mir nicht vorstellen, was passieren würde, wenn im Herbst wieder eine Coronawelle kommt – verbunden mit Einschränkungen. Die Leute drehen dann irgendwann durch. Wir können uns allein wegen der Arbeitskräfte einen weiteren Lockdown sicher nicht mehr leisten.

Das gilt auch für Hotellerie und Gastronomie?
Überall dort, wo Konsum stattfindet, geht es durch die Pandemie rauf und runter. Das hat alles seine Grenzen.

Wie sehr leidet Falkensteiner mit seinen 3000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen an der Personalkrise?
Das soll nicht überheblich klingen, aber wir kommen damit im Vergleich zu anderen in der Branche sehr gut zurecht. Wir sind Familie, nahe an den Mitarbeitern. Wenn zu mir einer Chef sagt, sag ich ihm, ich bin nicht dein Chef. Ich will auch kein Chef sein.

Was sind Sie dann?
Ich bin der Kapitän oder Trainer der Mannschaft. Wir sind während der Pandemie mit unseren Mitarbeitern vernünftig und fair umgegangen. Dadurch, dass wir in mehreren Ländern tätig sind, können wir unsere Mitarbeiter – freiwillig – rotieren. Zehn bis 15 aus Kärnten helfen jetzt ein, zwei Wochen bei einer Hoteleröffnung in Kroatien mit. Wir haben einen guten Ressourcentopf.

Nach oben schießende Preise trüben die Urlaubsfreude sehr?
Die Inflation ist das Thema, das uns am meisten Sorge macht. Die Energiekosten haben sich verdoppelt bis verdreifacht, das ist ein Wahnsinn. Lebensmittel sind teilweise doppelt so teuer. Das alles schlägt sich dramatisch nieder. Keiner kann sagen, was tatsächlich noch auf uns zukommt. Gastronomen spüren bereits die Zurückhaltung.

Werden wir uns Urlaub überhaupt noch leisten können?
Das Bedürfnis nach Urlaub bleibt. Im höheren Preissegment ist die Sensibilität sicher geringer als im niedrigeren oder mittleren Preissegment. Das Aussterben der Mitte wird sich durch das Phänomen der Teuerung noch beschleunigen.

So mancher Experte wundert sich, dass Falkensteiner 20 Millionen Euro an einem jenseits der Landesgrenzen nahezu unbekannten Kärntner See, am Hafnersee, investieren will.
Bauen Sie ein Premium-Produkt dorthin, wo Sie eine Stand-alone-Lösung inmitten der Natur haben oder dort, wo Rummel ist? Für uns ist das eine Chance, ein Icon im Campingbereich zu haben. Wir errichten einen 5-Sterne-Boutique-Campingplatz mit hoher Qualität, das suchen die Menschen.

Wird es Mobile Homes geben?
Der eine Teil kommt mit Campern, der andere will sein eigenes Chalet, Haus oder Campingzelt. Mobile Home ist ein schlechtes Wort. Die Menschen wollen ihre eigenen vier Wände mit einer großen Freiheit. Wir launchen im Herbst unsere Boutique-Camping-Offensive.

Was passiert mit der bestehenden Infrastruktur am Hafnersee?
Das Land muss die Verträge mit den Dauercampern kündigen, eine Grundvoraussetzung. Wir wollen den See für alle attraktiver machen. Sollte ein Eintrittspreis kommen, wird er auf jeden Fall den ortsüblichen Gegebenheiten entsprechen.

Das Hotelgebäude kommt weg?
Es wird kein Hotel mehr sein. Ob es zum Abbruch kommt, ist offen. Wir arbeiten am Konzept.

Der Campingplatz wird der Auflage entsprechen und zehn Monate geöffnet haben?
Wir werden auf alle Fälle der Verpflichtung nachkommen. Es wird auch daran gedacht, ein Bad einzurichten, das Land würde das stark unterstützen.

Das Areal am Maltschacher See wollten Sie nicht haben?
Problematisch ist, dass das Grundstück dem Land gehört und es kein Erbbaurecht gibt, eine Hypothek ist daher nicht möglich, damit ist es von der Finanzierung her eher schwierig. Wir haben intern auch lange darüber diskutiert.

Warum lassen Sie sich am Hafnersee auf das Experiment ein?
Vor zehn Jahren war die Zeit für so ein hochwertiges Produkt am Hafnersee noch nicht da. Jetzt ist auch Kärnten für die Verbindung von Wirtschaft und Nachhaltigkeit bereit.

Sie werben mit Crowdfunding und zahlen ihren Anlegern 4 oder sogar 6,5 Prozent Zinsen. Auf der Bank wäre der Kredit günstiger.
Die Bank gibt nur einen Teil, den Rest müssen Sie organisieren. Wir haben vor fünf Jahren Crowdinvesting für uns entdeckt. Wir nutzen es, um die Kunden näher an uns heranzuführen und Investoren zu Gästen zu machen. Wir sind die erfolgreichste Crowdfunding-Plattform im Hospitality-Bereich im deutschen Sprachraum. Die aktuelle Kampagne bringt bereits mehr als 5 Millionen Euro, jeder dritte Investor ist weiblich.