Vor dem Hintergrund großer Abfertigungsprobleme und Personalengpässe haben am Donnerstag die Tarifverhandlungen für rund 20.000 Beschäftigte des Lufthansa-Bodenpersonals begonnen. Die Verhandlungen in Frankfurt am Main brachten noch kein Ergebnis, wie die Gewerkschaft Verdi am Abend mitteilte. Die zweite Verhandlungsrunde ist für den 13. Juli 2022 in Hamburg angesetzt.

Zum Auftakt der Gespräche in einem Hotel am Frankfurter Flughafen bekräftigte Verdi die Forderung nach einem Gehaltssprung von 9,5 Prozent. Auf begleitende Protestaktionen verzichtete die Gewerkschaft.

Arbeitsverdichtung und Corona-Krise

Verhandlungsführerin Christine Behle führt unter anderem die starken Belastungen für die Beschäftigten durch die Corona-Krise und die Arbeitsverdichtung als Gründe für die Forderung an. Viele Beschäftigte hätten das Unternehmen verlassen, sodass für die Verbliebenen das Aufgabenpensum noch größer geworden sei. Dazu kämen die hohe Inflation und der dreijährige Verzicht auf Gehaltssteigerungen. Die Lufthansa habe mit ihrem drastischen Personalabbau während der Corona-Krise die Situation weiter zugespitzt, kritisierte Behle, die auch Vize-Vorsitzende des Lufthansa-Aufsichtsrats ist.

Die Gewerkschaft will bei einer Laufzeit von zwölf Monaten die unteren Lohngruppen besonders versorgen. Die Gehaltssteigerung müsse mindestens 350 Euro betragen und zusätzlich sollten sich alle Stundenlöhne deutlich vom gesetzlichen Mindestlohn absetzen, der im Oktober auf 12 Euro die Stunde steigt. Es geht um Beschäftigte der Lufthansa AG Boden, Lufthansa Technik, Lufthansa Systems, Lufthansa Technik Logistik Dienstleistungen, Lufthansa Cargo und der Lufthansa Service Gesellschaft.

Gewisses Verständnis für hohe Forderungen

Das Unternehmen hatte bereits vor Beginn der Runde Verständnis gezeigt, dass Verdi angesichts der starken Inflation und des langen Abstands zur letzten Gehaltsrunde im Jahr 2019 den Gehaltstarifvertrag gekündigt hat. Auf der anderen Seite müsse man die hohe Schuldenlast des Unternehmens und die wirtschaftlichen Risiken durch Ukraine-Krieg und hohe Kerosinpreise beachten, hatte ein Sprecher betont.

Dringlichkeit der Lage

Verdi-Verhandlungsführerin Behle wertete es positiv, dass die Arbeitgeber die Dringlichkeit der Lage eingesehen und daher vorgeschlagen hätten, den nächsten Verhandlungstermin vorzuziehen. Ursprünglich war der nun auf Mitte Juli vorgezogene Termin erst für Anfang August geplant gewesen. Behle forderte von der Lufthansa ein "gutes und verhandlungsfähiges Angebot".