Chinas Wirtschaft schüttelt allmählich die Belastungen durch die Coronalockdowns ab. Industrie und Dienstleister legten im Juni erstmals nach drei Monaten wieder zu. "Dieser Aufschwung wird wahrscheinlich bis in den Juli hinein anhalten, da die Mobilitätsbeschränkungen weiter gelockert werden", sagte Zhang Zhiwei, Chefvolkswirt bei Pinpoint Asset Management. Nichtsdestotrotz hält China an der Null-Covid-Politik fest.

Dies dürfte dazu führen, dass das Wirtschaftswachstum wahrscheinlich unter seinem Potenzial bleibe, so der Ökonom. Chinas Präsident Xi Jinping hatte erst jüngst den strikten Coronakurs verteidigt. Die Volksrepublik würde eher vorübergehend negative Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung in Kauf nehmen, als zuzulassen, dass das Leben und die Gesundheit der Menschen Schaden nehmen.

Der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe stieg im Juni auf 50,2 Punkte von 49,6 Zählern im Mai, wie die Statistikbehörde NBS in Peking mitteilt. An der Börse wurden die Daten positiv aufgenommen, denn der Index lag erstmals seit Februar wieder über der Schwelle von 50, ab der er Wachstum signalisiert. "Obwohl sich das verarbeitende Gewerbe in diesem Monat weiter erholte, meldeten 49,3 Prozent der Unternehmen, dass die Aufträge unzureichend waren", sagte NBS-Statistiker Zhu Hong. Die schwache Nachfrage sei nach wie vor das Hauptproblem.

Konjunkturbarometer klettert wieder

Der Dienstleistungssektor verzeichnete das höchste Wachstumstempo seit 13 Monaten. Der Einkaufsmanagerindex für die Service-Branche schnellte auf 54,7 Punkte von 47,8 Zählern im Mai. Das Konjunkturbarometer, das sowohl Industrie als auch Dienstleister umfasst, kletterte deutlich von 48,4 Punkten auf 54,1 Zähler.

China hat in den vergangenen Monaten etwa die Finanzmetropole Shanghai mit ihren mehr als 25 Millionen Einwohnern in einen harten Lockdown geschickt, was zu geschlossenen Fabriken und Geschäften sowie Staus in den Häfen und damit auch zu Problemen im Welthandel führte. Ökonomen zufolge dürfte die Regierung es deshalb schwer haben, ihr Ziel von etwa 5,5 Prozent Wirtschaftswachstum für 2022 zu erreichen.