Steigende Zinsen und strengere Vergaberegeln für Wohnimmobilienkredite dürften die Entwicklung der Immobilienpreise im zweiten Halbjahr 2022 dämpfen. Zwar sollten die Preise insgesamt weiter steigen – die Experten der Raiffeisen Research rechnen mit einem Jahresplus von mindestens 8 Prozent –, 2022 sei aber "zweigeteilt". "Die Zeiten, in denen fortgesetzten Preisanstiegen kontinuierliche Zinsrückgänge gegenüberstanden", seien vorbei, so Raiffeisen-Ökonom Caspar Engelen.

Erfahrungsgemäß profitiere der Immobilienmarkt eher von Krisenzeiten. "Egal ob Finanzkrise, Eurokrise, Brexit oder eben Corona: Krisenzeiten waren gute Zeiten für den heimischen Immobilienmarkt. Denn genau dann schaltete der österreichische Immobilienmarkt immer einen Gang höher", sagte Engelen laut einer Aussendung vom Mittwoch. Kurzfristig sei daher mit weiteren Preissteigerungen bei Wohnimmobilien zu rechnen.

Auch die Inflation sei eher ein Preisbeschleuniger, allerdings nur bis zu einem gewissen Ausmaß, da der reale Preisanstieg bei Immobilien von der Inflationshöhe abhänge. Die größten realen Zuwächse habe es in der Vergangenheit bei einer Inflation zwischen 5,0 und 7,0 Prozent gegeben, sagte Raiffeisen-Reseach-Ökonom Matthias Reith. Ab einer zweistelligen Inflation hätten Immobilien nur noch einen scheinbaren Schutz vor einem realen Wertverlust geboten.

Strengere Kreditregeln, höhere Zinsen

Die steigenden Zinsen – gepaart mit den ab Mitte des Jahres geplanten verschärften Regeln bei der Kreditvergabe für Wohnimmobilien – dürften diese Preisentwicklung in der zweiten Jahreshälfte jedoch deutlich bremsen. "Ein markanter Zinsanstieg wäre sicherlich ein Ereignis, das dem heimischen Immobilienzyklus ein Ende bereiten und eine Preiskorrektur auslösen könnte", meinte Engelen. Wie stark der Dämpfer ausfällt, hänge davon ab, wie stark das Zinsniveau steige. Engelen rechnet auf Sicht mehrerer Jahre aber mit einem eher moderaten Zinsanstieg.

Ein kurzfristiges Phänomen dürfte die Abschwächung der Preisdynamik aber nicht sein. Die Analysten der Raiffeisen erwarten, dass das heurige Jahr ein "Auftakt zu einer insgesamt merklich langsameren Fahrtgeschwindigkeit" am Immobilienmarkt sei.