Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hat bereits Anfang April eine Hausdurchsuchung in der Firmenzentrale der Brau Union in Linz durchgeführt. Das bestätigte die Behörde gegenüber dem ORF-Wirtschaftsmagazin ECO am Donnerstagabend. Grund war der Verdacht auf Marktmissbrauch. Demnach soll die Brau Union Druck auf mehrere regionale Getränkelieferanten ausgeübt haben, neben Bier auch andere Getränke der Brau Union zu verkaufen.
Unternehmen verweist auf laufende Ermittlungen
Der österreichische Marktführer vereint unter anderem die Biermarken Gösser, Zipfer, Kaiser, Puntigamer, Schwechater, Wieselburger, Schladminger und Edelweiss unter seinem Dach. Laut ECO-Recherchen soll die Brau Union ihre marktbeherrschende Stellung genutzt und regionalen Getränkelieferanten gedroht haben, ihnen kein Bier mehr zu verkaufen, wenn sie nicht auch Wein, Spirituosen und alkoholfreie Getränke von der Brau Union beziehen.
Eine Unternehmenssprecherin bestätigte die Hausdurchsuchung, meinte auch, dass die Vorwürfe "schwerwiegend" seien, aber man diese "gelassen" nehme. Sie betonte, die Brau Union kooperiere mit der BWB, da man an einer schnellen Aufklärung interessiert sei. Aufgrund börsentechnischer Regelungen und der laufenden Ermittlungen könne sie aber nicht mehr sagen. Außerdem wollte sie noch klarstellen, dass diese Ermittlungen nichts mit einem noch laufenden Verfahren gegen Bürgerbräu wegen des Verdachts des unlauteren Wettbewerbs zu tun habe.
Hoher Marktanteil
In der Vergangenheit hatte es immer wieder Kritik an der Marktmacht der Brau Union gegeben, vor allem von den konkurrierenden unabhängigen österreichischen Brauereien, etwa Stiegl und Ottakringer. Durch die Preisschlacht in der Coronapandemie ist der Marktanteil der Brau Union von zuvor rund 50 Prozent weiter gestiegen. Die Brau Union war 1998 durch die Fusion von Österreichische Brau AG und Steirerbrau entstanden. Seit 2003 gehört das Unternehmen mit 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, 13 Biermarken und acht Brauereien zu Heineken, dem zweitgrößten Bierkonzern der Welt.