Der Digitalisierungsgrad in Österreichs Unternehmen hat zugelegt, die Kluft zwischen großen und kleinen Betrieben nimmt aber weiter zu. Der vom Telekom-Anbieter Drei bei Arthur D. Little und marketmind in Auftrag gegebene Digitalisierungsindex stieg im Vergleich zum letzten Jahr von 35 auf 37 Punkte. Besonders stark stieg der Index dabei für Großunternehmen, mit über 100 Mitarbeitern, sowie in den Branchen Transport, Verkehr, Logistik und dem Handwerk.
Kaum oder keine Veränderung zum Vorjahr gab es laut dem Index in der Industrie, dem Tourismus und im Handel, wo nur wenig auf digitale Präsenz, Online-Shops, Homeoffice und weitere digitale Instrumente umgesattelt wurde. Die Kluft zwischen Großunternehmen einerseits und kleinen- und mittleren Unternehmen (KMUs) andererseits zeigt sich gut am Beispiel Homeoffice. Während der Anteil aller befragten Unternehmen, deren Beschäftigte teilweise von zu Hause aus arbeiten, im Vergleich zu 2021 von 42,3 auf 38,1 Prozent leicht rückläufig war, stieg der Part der Großunternehmen, die Homeoffice nutzen, um sechs Prozentpunkte auf 81 Prozent.
"Von althergebrachten Vorurteilen lösen"
Es gebe durchaus Fälle, wo die Rückkehr ins Büro nach den Lockdowns rationale Gründe gehabt habe, meinte der Drei-CEO Rudolf Schrefl am Donnerstag bei der Präsentation des Digitalisierungsindexes. Er nannte Kleinstunternehmen, kreative Prozesse und Unternehmenskultur als Beispiele. "Aber gerade im Mittelstand muss man sich lösen von althergebrachten Vorurteilen zum Thema Homeoffice: den Mitarbeiter kann ich nicht kontrollieren, der arbeitet zu Hause wahrscheinlich nix", so Schrefl.
Anders ist die Entwicklung bei Shared Desks (Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilen sich einen Arbeitsplatz, wobei ein Teil der Belegschaft jeweils im Homeoffice arbeitet) und Shared Office Spaces (mehrere Unternehmen teilen sich eine Bürofläche). Rund 6,4 Prozent der befragten Firmen teilen sich die Bürofläche bereits teilweise mit anderen Unternehmen. Shared Desks kommen in 9 Prozent der Betriebe zum Einsatz. Auch hier sind Großunternehmen dem Schnitt klar voraus: 36 Prozent nutzen Shared Desks, 20 Prozent teilen sich Büroflächen.
Zahl der "digital orientierten" Unternehmen nimmt zu
Positiv wurde bei der Präsentation hervorgehoben, dass der Anteil der Unternehmen, die auf einen Indexwert von über 50 kommen und damit als "digital orientiert" gelten von 19 auf 25 Prozent gestiegen sei. Zudem gab fast ein Viertel der Unternehmen an, im kommenden Jahr in den Bereich Digitalisierung investieren zu wollen. Gefragt nach ihren Hoffnungen, die sie mit der Digitalisierung verbinden, wurde die Kostenersparnis am häufigsten genannt, gefolgt von der Gewinnung von Neukunden. Im Vorjahr war das Verhältnis noch umgekehrt.
Stärkere Unterstützung gewünscht
Die Digitalisierung werde von vielen Firmen aber auch als Herausforderung gesehen, hieß es beim Pressegespräch am Mittwoch. Es werde daher eine stärkere Unterstützung gewünscht. Besonders von KMUs sei eine leistungsstärkere Internetverbindung als Wunsch genannt worden. Unterstützung werde auch bei der Verbesserung der IT-Infrastruktur gebraucht und bei der Beratung zur Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen.
Für die Studie wurden 805 österreichische Unternehmen aus neun verschiedenen Branchen von Mitte April bis Mitte Mai 2022 befragt.