Mit Beginn der Frühschicht sind am Donnerstag zahlreiche Hafenarbeiter an Deutschlands großen Seehäfen in einen Warnstreik getreten. Betroffen sind nach Angaben der Gewerkschaft Verdi die Standorte Hamburg, Emden, Bremerhaven, Bremen, Brake und Wilhelmshaven. Mit der 24-stündigen Arbeitsniederlegung wollen die Hafenarbeiter im Tarifstreit um ihre Entlohnung den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen.

In Hamburg soll der Warnstreik von einer Demonstration (9.00 Uhr) begleitet werden, die vom Sitz des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) zum Gewerkschaftshaus führen soll. Beobachter rechnen mit erheblichen Auswirkungen auf die Abfertigung der Container- und Frachtschiffe. Beim ersten nur wenige Stunden dauernden Warnstreik vor drei Wochen ist das Be- und Entladen der Schiffe weitgehend zum Erliegen gekommen und hat die ohnehin schon angespannte Lage mit zahlreichen Verspätungen noch einmal verschärft. Nach Angaben des Kieler Instituts für Weltwirtschaft stecken coronabedingt in der Nordsee inzwischen mehr als zwei Prozent der globalen Frachtkapazität im Stau. Alleine in der Deutschen Bucht warteten 15 Containerschiffe auf ihre Abfertigung in Hamburg oder Bremerhaven.

Erhöhung der Stundenlöhne um 1,20 Euro gefordert

Trotz vier Verhandlungsrunden haben Verdi und der Zentralverband bisher keine Einigung erzielen können. Die Gewerkschaft fordert für die rund 12.000 Beschäftigten in den 58 tarifgebundenen Betrieben in Hamburg, Niedersachsen und Bremen bei einer Tariflaufzeit von 12 Monaten eine Erhöhung der Stundenlöhne um 1,20 Euro sowie in Vollcontainerbetrieben eine Erhöhung der jährlichen Zulage um 1.200 Euro. Darüber hinaus verlangt Verdi einen nicht näher bezifferten "tatsächlichen Inflationsausgleich".

Der ZDS bietet in seinem nach eigenen Angaben "finalen" Angebot bei einer Tariflaufzeit von 18 Monaten eine Anhebung der Stundenlöhne um 1,20 Euro - im Autoumschlag um 90 Cent - an und ist mit der Anhebung der Zulage um 1.200 Euro einverstanden. Als Inflationsausgleich soll es in Vollcontainer-Betrieben eine Einmalzahlung in Höhe von 1.000 Euro und in konventionellen in Höhe von 500 Euro geben.